Julia Stepanowa darf wieder Wettkämpfe bestreiten. Die russische 800-m-Läuferin, die über flächendeckendes Doping in ihrem Heimatland auspackte, bekam von der IAAF die Starterlaubnis für die EM.
Stepanowa ist die erste Leichtathletin, die unter neutraler Flagge starten darf. Die am Sonntag 30 Jahre alt werdende Athletin kann nun auch auf eine Teilnahme an den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro hoffen.
Die IAAF habe die Organisatoren über die Starterlaubnis informiert, teilte der Verband mit. Insgesamt hätten mehr als 80 russische Athleten den Antrag gestellt, unter der Regel 22.1A an den Start gehen zu dürfen. Bedingung für eine Begnadigung ist, dass sie ausserhalb von Russland leben und sich unabhängigen Doping-Kontrollen unterworfen haben.
Stepanowa trug mit ihren Aussagen wesentlich zur Suspensation des russischen Leichtathletik-Verbandes wegen eines flächendeckenden Dopingsystems bei. Am 17. Juni verlängerte die IAAF die Sperre und verhängte damit auch ein Olympia-Startverbot, öffnete aber zugleich die Hintertür für im Ausland lebende Russen und vor allem für Whistleblowerin Stepanowa, wie die IAAF ausdrücklich betonte. Die Athletin, die in ihrem Land als Verräterin gilt, war nach ihren Enthüllungen geflüchtet und lebt heute mit ihrer Familie in den USA.
Allerdings musste sich auch Stepanowa einer genauen Prüfung vor der Startrecht-Erteilung unterziehen. Auf Grundlage der Wettkampfregel 22.1A der IAAF musste sie eine Doping-Prüfungskommission überzeugen, in einer relevanten Periode unabhängig und häufig genug getestet worden zu sein. Stepanowa war wegen Auffälligkeiten in ihrem biologischen Pass und später eingestandenem Blutdoping von März 2011 für zwei Jahre gesperrt.
Was sportlich von der Mittelstreckenläuferin nach so langer Pause zu erwarten sein wird, ist offen. Ihre Bestzeit über 800 m von 1:58,99 Minuten liegt sieben Jahre zurück. Ihre Erfolge – Dritte bei der Hallen-EM 2011 und WM-Achte im gleichen Jahr sowie Sechste bei der Hallen-EM 2012 – sind nur eine Erinnerung und wegen Dopings annulliert.