Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) befürchtet, dass sich die grassierende Ebola-Epidemie weiter verschärft und noch Monate andauert. Darauf sei die WHO aber vorbereitet, sagte der stellvertretende Generaldirektor Keiji Fukuda.
Die UNO-Organisation rief am Freitag den Internationalen Gesundheitsnotstand aus. Es werde damit gerechnet, dass von der Seuche ein auch über Westafrika hinausreichendes Risiko ausgehe, hiess es nach einem zweitägigen Krisentreffen von WHO-Viren- und Seuchenexperten.
«Die Epidemie breitet sich schneller aus, als wir sie kontrollieren können», sagte WHO-Generaldirektorin Margaret Chan. Die möglichen Folgen seien angesichts der hohen Ansteckungsgefahr «besonders schwerwiegend».
Koordinierte Reaktion nötig
Daher sei eine international koordinierte Reaktion notwendig. Alle Staats- und Regierungschef müssten Ebola an die erste Stelle ihrer Agenda setzen, sagte Chan. Es reiche nicht aus, dass sich nur die Gesundheitsministerien damit beschäftigten.
Es ist äusserst selten, dass die WHO den internationalen Gesundheitsnotfall ausruft. Zuvor war dies 2009 bei der Vogelgrippe in Asien und im vergangenen Mai nach der Rückkehr der Kinderlähmung in mehreren Ländern der Fall.
Mit der Ausrufung eines internationalen Gesundheitsnotstands können weltweit Vorschriften erlassen werden, um eine weitere Ausbreitung der Krankheit zu verhindern. Bereits mehr als 900 Menschen sind an Ebola gestorben. Sie haben sich in den westafrikanischen Ländern Guinea, Liberia, Sierra Leone und Nigeria infiziert.
Alle betroffenen Länder in Westafrika müssten den Notstand ausrufen, forderte die WHO. Liberia hatte dies bereits am Vortag getan, und am Freitag zog Nigeria nach. Die Organisation sprach sich aber dagegen aus, ein generelles Reise- oder Handelsverbot zu verhängen.
Geringe Gefahr in Europa
EU-Gesundheitskommissar Toni Borg sagte, dass relativ wenige Menschen in die EU einreisten, die mit dem Virus infiziert sein könnten. Zudem könne man sich nur über den direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten eines Infizierten anstecken.
Borg wies ausserdem auf die sehr hohen Standards des Gesundheitssystems und der Vorsorge in der EU hin. «Die EU hat die Situation in Westafrika seit vielen Monaten verfolgt. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass Ebola die EU erreicht, sind wir darauf vorbereitet, dem Virus entgegenzutreten», sagte Borg.
Die EU-Kommission stockte am Freitag ihre Finanzhilfe zur Ebola-Bekämpfung in Westafrika um weitere acht Millionen Euro auf 11,9 Millionen Euro auf. Zudem soll ein zweites mobiles Labor für Gesundheitstests in die Region entsandt werden, wahrscheinlich nach Sierra Leone.
Ebola ist eine Virus-Erkrankung, die mit grippeähnlichen Symptomen beginnt und später schwere Blutungen hervorruft. Sie führt in 60 bis 90 Prozent aller Fälle zum Tod. Ebola wird oft aus Unwissenheit und wegen fehlender Desinfektionsmöglichkeiten verbreitet. Die Epidemie überfordert die meist unterentwickelten Gesundheitssysteme der betroffenen Länder.