Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat alle Staaten aufgerufen, mehr gegen die hohe Zahl von Suiziden zu tun. Es sei eine Tragödie, dass sich weltweit jedes Jahr mehr als 800’000 Menschen umbringen und noch weit mehr dies versuchen.
Laut dem am Donnerstag veröffentlichten ersten globalen Bericht der WHO zur Suizidprävention tötet sich alle 40 Sekunden ein Mensch. «Selbsttötungen können jedoch verhindert werden», erklärte WHO-Generaldirektorin Margaret Chan in Genf.
Leider gebe es aber bislang in nur 28 Staaten nationale Programme zur Suizidprävention. Dazu gehört auch die Schweiz, wo 2012 gemäss offiziellen Zahlen 972 Menschen Suizid verübten. In dieser Zahl nicht eingerechnet sind die rund 350 durch Sterbehilfeorganisationen assistierten Suizide.
Durch Suizide sterben weltweit jedes Jahr erheblich mehr Menschen als durch Kriege oder Hungersnöte. Suizide sind im weltweiten Durchschnitt die Ursache bei 50 Prozent aller gewaltsamen Todesfälle von Männern, bei Frauen sogar bei 71 Prozent. Bei jungen Menschen zwischen 15 und 29 Jahren ist Suizid die zweithäufigste Todesursache.
Verfügbarkeit von Waffen einschränken
Die WHO fordert unter anderem, die Verfügbarkeit von Waffen und potenziell tödlichen Medikamenten einzuschränken, die in etlichen Ländern viel zu einfach zu bekommen seien. Zu den vermeidbaren gesellschaftlichen Ursachen gehöre vor allem die Stigmatisierung und Ausgrenzung von Menschen mit psychischen und/oder Suchtproblemen.
Selbsttötungen vorzubeugen sei eine komplexe Aufgabe, bei der alle Bereiche der Gesellschaft zusammenwirken müssten – das Gesundheitswesen ebenso wie Schulen, Justiz, Wirtschaft und auch Medien, erklärte WHO-Generaldirektorin Chan.
Sie verwies darauf, dass alle 194 Mitgliedstaaten der WHO im vergangenen Jahr einem Aktionsplan zugestimmt haben, der die Reduzierung von Selbsttötungen um zehn Prozent bis zum Jahr 2020 zum Ziel hat. Grössere Anstrengungen als bisher seien nötig, um suizidgefährdeten Menschen zu helfen.
Schweizer Aktionsplan
In der Schweiz sind Bund und Kantone im Rahmen des «Dialogs Nationale Gesundheitspolitik» daran, einen Aktionsplan zur Suizidprävention zu erarbeiten, wie das Eidgenössische Departement des Innern (EDI) am Donnerstag mitteilte. Dieser werde zusammen mit der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz und weiteren Akteuren erstellt und solle im Frühjahr 2016 vorliegen.
Der WHO-Bericht wurde im Vorfeld des Welttages der Suizidprävention veröffentlicht, der jedes Jahr am 10. September begangen wird.