Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rechnet bis Anfang November mit mehr als 20’000 Ebola-Infizierten in Westafrika. Dies geht aus einer Studie der WHO und des Londoner Imperial College hervor. Ausserdem wird mit über 10’000 Todesfällen gerechnet.
Im August hatte die WHO für die betroffenen Länder Westafrikas ebenfalls 20’000 Ebola-Fälle prognostiziert – allerdings erst bis Ende Jahr. Seither hat sich die Epidemie schneller ausgebreitet als angenommen.
Die Sterblichkeitsrate beträgt derzeit 71 Prozent. Für hospitalisierte Personen liegt sie etwas tiefer bei 64 Prozent. Gemäss der jüngsten Bilanz der WHO sind infolge der Epidemie bislang in Guinea, Liberia und Sierra Leone 2800 Menschen ums Leben gekommen.
In ihrer Schlussfolgerung schreiben die Autoren der Studie, die am Dienstag im «New England Journal of Medicine» veröffentlicht wurde: «Ohne eine deutliche Verbesserung der Kontrolltätigkeit wird die Zahl der Ebola-Fälle und -Todesopfer weiter zunehmen, von einigen hundert pro Woche auf tausende pro Woche in den nächsten Monaten.»
Die ungefähr 20’000 bis Anfang November prognostizierten Fälle verteilen sich gemäss den Experten wie folgt auf die betroffenen Länder: In Liberia wird mit fast 10’000 Fällen gerechnet, in Guinea mit rund 6000 und in Sierra Leone mit 5000.
Mehrere Szenarien
Die neusten Prognosen berücksichtigten die derzeitigen Anstrengungen gegen die Ausbreitung der Epidemie, sagte Christopher Dye, der für die WHO-Strategie gegen Ebola verantwortlich ist und die Studie mitverfasst hat. «Derzeit sind die Massnahmen noch ungenügend, doch die Dinge entwickeln sich schnell», sagte Dye.
In der Studie werden drei Szenarien beschrieben: Ein weiterhin exponentielles Wachstum der Fallzahlen, ein Ende der Epidemie in einigen Monaten für den Fall, dass die Kontrollen verbessert werden sowie ein Ende spätestens dann, wenn Impfstoffe und Medikamente zur Verfügung stehen sollten.
Ein weiteres Szenario ist nicht auszuschliessen: Nämlich jenes, dass das Virus in Westafrika endemisch auftritt. Ebola könnte laut Dye dort fortbestehen, wo die Krankheit schwierig zu bekämpfen ist – wie zum Beispiel in der liberianischen Hauptstadt Monrovia.