Der Anteil der über 60-Jährigen wird bis 2050 auf zwei Milliarden Menschen ansteigen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt sich trotz dieser massiven Zunahme älterer Menschen zuversichtlich, was die daraus folgenden Herausforderungen angeht.
Heute leben weltweit rund 900 Millionen Menschen, die über 60 Jahre alt sind. Sie haben einen Anteil von 12 Prozent an der Weltbevölkerung. Dieser Anteil wird bis 2050 auf 22 Prozent ansteigen, wie die WHO in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht zum internationalen Tag des Alters hochrechnete.
Die rasche Überalterung greife auch auf die Entwicklungsländer über und gehe einher mit sinkenden Kindersterblichkeits- und Geburtsraten. Heute erreichten die über 60-Jährigen lediglich in Japan schon einen Anteil von 30 Prozent. In 35 Jahren erreichen dann laut der WHO-Prognose auch Länder wie Kanada, Chile, fast ganz Westeuropa, aber auch Iran, China, Thailand und Südkorea diesen Wert.
Sofern die Rahmenbedingungen den kommenden Veränderungen angepasst sind, könne die Überalterung der Bevölkerung als «hervorragende neue Gelegenheit» gesehen werden, gab sich WHO-Generaldirektorin Mararet Chan optimistisch. Der Verlust von Leistungsfähigkeit hänge nur wenig mit dem Alter einer Person zusammen.
Die unterschiedlichen Fähigkeiten und Bedürfnisse hätten ihren Ursprung vielmehr schon früher im Leben und könnten oft auch beeinflusst werden, wurde Chan in dem Bericht zitiert. So seien rund 25 Prozent der Fähigkeiten und Kapazitäten vererbt und 75 Prozent auf Verhalten und Erfahrungen seit der Geburt zurückzuführen.
Schweizer wenig abhängig
Der WHO-Bericht nennt fünf Fähigkeiten, welche die Abhängigkeit eines Menschen auf Hilfe bestimmen: Essen, Körperhygiene, Sich-ankleiden, Vom-Bett-aufstehen und Auf-die-Toilette-gehen.
In der Schweiz sei der Anteil jener Menschen im Alter zwischen 65 und 74 Jahren, die in einem dieser fünf Punkte Schwierigkeiten haben, mit fünf Prozent am tiefsten. In Südafrika, Ghana und Indien sind es hingegen über 60 Prozent.
Für über 75-Jährige liegt der Anteil der Hilfsbedürftigen in der Schweiz bei 17 Prozent, in Indien aber 78 Prozent. Auch in einer anderen Rangliste, wo es um Alltagshandlungen wie Telefonieren, Medikamente-nehmen, Einkaufen und Kochen geht, sind ältere Schweizerinnen und Schweizer am wenigsten abhängig von fremder Hilfe.
Ein Alter bei guter Gesundheit brauche eine lebenslange Vorbereitung, erklärte WHO-Altersexperte John Beard. Dazu zählten Körpertraining und gesunde Ernährung, welche die Alterung markant bremsen können.
Die WHO trat auch der Auffassung entgegen, wonach die Überalterung der Bevölkerung ein Hauptgrund der Kostenzunahme im Gesundheitssektor sei. Der Bericht stützt sich dabei auf eine US-Studie. Diese hatte den Anteil der Alterung an den Gesundheitskosten auf zwei Prozent, jenen von technischen Neuerungen auf 38 bis 65 Prozent angesetzt.
Durch ältere Menschen entstehende Gesundheitsausgaben seien nicht als Kosten, sondern als Investition zu betrachten, forderte die UNO-Organisation. Die Fähigkeiten älterer Menschen müssten unterstützt werden und so auch ihr Wohlergehen und ihr Beitrag zur Gesellschaft.