Nach heftigen Kämpfen um die grösste Ölraffinerie im Irak hat die Armee nach Regierungsangaben die vollständige Kontrolle über die Anlage nahe der Stadt Baidschi zurückerlangt. Das sagte der für Sicherheitsfragen zuständige Regierungssprecher im Staatsfernsehen.
Bei den Gefechten sei auch die irakische Luftwaffe eingesetzt worden, hiess es am Donnerstag in Bagdad. Die meisten Arbeiter hätten das Gelände inzwischen verlassen. Der Betrieb war bereits Anfangs Woche eingestellt worden.
Der Nachrichtensender Al-Arabija berichtete, bei der Bombardierung seien auch Teile der Raffinerie beschädigt worden und Feuer ausgebrochen. Noch immer seien Kämpfer der Gruppe Islamischer Staat im Irak und in der Levante (ISIS) auf dem Gelände.
Der Al-Arabija-Nachrichtenkanal Hadath berichtete, dort seien schwarze ISIS-Fahnen gehisst worden. Von unabhängiger Seite sind solche Meldungen kaum zu überprüfen.
Das Militär wies Berichte zurück, wonach die Terroristen einen grossen Teil der Anlage kontrollierten. Der Angriff sei zurückgeschlagen worden, 40 Extremisten seien getötet worden, sagte ein Sprecher des Militärs bereits am Mittwoch.
Baidschi rund 200 Kilometer nördlich von Bagdad ist strategisch bedeutend. Dort ist neben der wichtigen Raffinerie – von der viele Tankstellen des Landes den Treibstoff bekommen – auch ein Elektrizitätswerk, von dem aus die Hauptstadt mit Strom versorgt wird.
Erdogan spricht von Glaubenskrieg
Im Irak tobt nach Ansicht des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan ein innerislamischer Glaubenskrieg. Der Konflikt im Nachbarland sei nicht mehr auf eine Auseinandersetzung zwischen der sunnitischen Dschihadistengruppe ISIS und der irakischen Armee beschränkt, sagte Erdogan in Ankara.
Es handle sich um einen «regelrechten Krieg zwischen den Konfessionen» der Schiiten und Sunniten, sagte er am Donnerstag in Ankara. Zugleich kündigte Erdogan die Entsendung von Hilfsgütern für Turkmenen im Irak an.
Erdogan betonte in der live vom Fernsehen übertragenen Medienkonferenz vor einer Reise nach Österreich und Frankreich, kein Muslim dürfe einen anderen im Namen Gottes töten. Seine Regierung bemühe sich weiter um die Freilassung von rund 80 Türken, die vergangene Woche von ISIS-Kämpfern im Norden des Irak entführt worden waren. Berichte über die Entführung weiterer 15 Türken im Irak dementierte er.