Mehrere Nachrichtenagenturen meldeten bereits, dass die Spezialeinheit RAID den mutmasslichen Verantwortlichen der mörderischen Anschlagsserie von Toulouse überwältigt hat. Offenbar eine verfrühte Information. Der Nervenkrieg beim umstellten Haus scheint weiterzugehen.
Zwei Tage nach den tödlichen Schüssen vor einer jüdischen Schule haben die Mitglieder der französischen Eliteeinheit RAID das Haus im Viertel Croix-Daurade umstellt. Zuerst kam es zu einem Schusswechsel zwischen der Polizei und dem Verdächtigen, wobei drei Beamte verletzt wurden.
Innenminister Claude Guéant sagte schon am Morgen, der Verdächtige sei Franzose algerischer Abstammung und habe erklärt, dass er der Al-Kaida angehöre. Den Behörden sei bekannt, dass er einige Zeit in Afghanistan und Pakistan verbracht habe.
Der mutmassliche Täter wolle „Rache für die palästinensischen Kinder nehmen“, die im Nahen Osten getötet worden seien. Darüber hinaus sei er wütend wegen der französischen Militäreinsätze im Ausland.
Militär als Zielscheibe
Nach einigen Stunden warf der Mann eine Schusswaffe aus dem Fenster. Im Gegenzug habe er um ein Gespräch mit der Polizei gebeten, sagte Guéant, der sich vor Ort aufhielt. Der Mann verfüge aber noch über weitere Waffen.
Der Kontakt mit dem mutmasslichen Todesschützen riss jedoch am späten Vormittag ab, erklärte Guéant. Die Behörden hätten den Verdächtigen bereits seit Jahren beobachtet, fügte er hinzu.
Der 24-Jährige wird auch mit Mordanschlägen auf drei Fallschirmjäger in Verbindung gebracht. Ein Soldat wurde am 11. März in Toulouse erschossen und zwei weitere am 15. März in der nahegelegenen Stadt Montauban.
Der Sender France Info berichtete unter Berufung auf Guéant, auch die Mutter des Verdächtigen sei zum Ort des Einsatzes gerufen worden. Sie habe aber nicht mit ihrem Sohn sprechen wollen und dies damit begründet, dass sie kaum Einfluss auf ihn habe. Laut Géant wurden die beiden Schwestern und Brüder des Mannes festgenommen.
Beisetzung in Israel
Die vier Todesopfer aus Toulouse wurden in Jerusalem beigesetzt. An dem Begräbnis auf dem grössten Friedhof der Stadt, Har Hamenuhot (Berg der Ruhe), nahmen Tausende teil. „Der Schmerz ist unerträglich“, sagte der israelische Innenminister Eli Jischai. „Das ganze israelische Volk weint.“
Parlamentspräsident Reuven Rivlin beschrieb den Anschlag in Toulouse als weiteres Beispiel für Terror gegen Juden in aller Welt. Die Maschine aus Frankreich mit den vier Leichen an Bord war in der Nacht in Israel eingetroffen.