Widmer-Schlumpf geisselt Indiskretionen im Journalismus

Die Schweizer Medien sollten im härter werdenden Wettbewerb die faktengetreue Berichterstattung nicht über Bord werfen. Nach Ansicht von Bundespräsidentin Eveline Widmer-Schlumpf vergiften Indiskretionen und Fehlinformationen das Klima und erschweren eine sachliche Debatte.

"Halten Sie sich an die Fakten", fordert Bundespräsidentin Widmer-Schlumpf am Jahreskongress des Verbandes Schweizer Medien (Bild: sda)

Die Schweizer Medien sollten im härter werdenden Wettbewerb die faktengetreue Berichterstattung nicht über Bord werfen. Nach Ansicht von Bundespräsidentin Eveline Widmer-Schlumpf vergiften Indiskretionen und Fehlinformationen das Klima und erschweren eine sachliche Debatte.

Journalistinnen und Journalisten trügen eine grosse Verantwortung, sagte Widmer-Schlumpf am Donnerstag am Jahreskongress des Verbandes Schweizer Medien in Lausanne. Viele Medienschaffende seien sich dieser Verantwortung bewusst. Die Verantwortung werde aber nicht immer und überall wahrgenommen. Werde falsch informiert, bestehe in Politik und Wirtschaft gar die Gefahr von Fehlentscheiden.

Appell an Medienschaffende

Die Bundespräsidentin appellierte an die Medienschaffenden, den von der Branche selbst ins Leben gerufenen Verhaltenskodex des Schweizer Presserates im Alltag konsequent anzuwenden. Dort heisse es unter anderem, dass Gerüchte auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen seien. Auch dürften Medienschaffende keine wichtigen Informationen unterschlagen.

„Halten Sie sich an die Fakten“, rief Widmer-Schlumpf den versammelten Vertretern der Zeitungsverlage zu. Sie sei sich bewusst, dass Journalistinnen und Journalisten in einer immer schneller drehenden Medienwelt und angesichts neuer sozialer Internet-Medien wie Twitter und Facebook vor grossen Herausforderungen stünden. Das entbinde sie aber nicht der wahrheitsgetreuen Berichterstattung.

Verleger sind zufrieden

Die Verleger ihrerseits setzen für die Zukunft grosse Hoffnungen in das Internet publizistisch wie kommerziell. Der Bundesrat hatte letzten Freitag entschieden, dem Schweizer Radio und Fernsehen vorerst Werbung im Online zu verbieten. Entsprechend zufrieden zeigte sich Verlegerpräsident Hanspeter Lebrument. Erstmals seit Jahren sei damit wieder ein Entscheid zugunsten der privaten Medienanbieter gefallen.

Die Verleger hätten quasi in letzter Minute den Vormarsch der SRG bei der Online-Werbung stoppen können. Die SRG peilten ihr Ziel direkt, „hinterhältig“ und ohne Rücksicht auf die privaten Verleger an, sagte Lebrument. Das vom Bundesrat verhängte Werbeverbot für die SRG verschiebe nunmehr die Diskussion von der kommerziellen auf die inhaltliche Ebene. Der Bundesratsentscheid lässt der SRG Spielraum bei den Inhalten im Internet.

Einsatz einer Medienkommission

Eine Medienkommission soll in nächster Zeit Vorschläge ausarbeiten, wo künftig die Grenzen zwischen der SRG und den privaten Medien bei Online-Inhalten verlaufen sollen. Medienministerin Doris Leuthard hatte angedeutet, dass die SRG auch Texte im Online verbreiten dürfe, die keinen direkten Programmbezug haben, wenn sie pro Text 1000 Zeichen nicht überschreiten. Die Verleger halten 800 Zeichen für ausreichend.

Wie die Medienkommission zusammengesetzt sein wird, ist derzeit laut Lebrument noch offen. Der Verlegerverband wolle im Oktober Mitglieder benennen, die in der Kommission Einsitz nehmen werden. Die SRG sowie Medienwissenschafter und allenfalls die Parteien dürften ihrerseits Vertreter in die Kommission schicken. Die Kommission müsse nach ihrer Konstituierung rasch das Aufgabenfeld abstecken. Das letzte Wort habe der Bundesrat.

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