Ein kleines Dorf in Tschechien steht im Zentrum des weltweiten Booms um die Rückkehr von Schallplatten. Jahrzehntealte Maschinen pressen dort alles auf Vinyl – von Madonna bis zu den Rolling Stones.
Trotz des Siegeszuges von CDs und digitaler Musik hielt GZ Media aus Lodenice, einem kleinen tschechischen Örtchen mit 1800 Einwohnern unweit von Prag, an seinen alten Maschinen fest und presst jetzt Millionen Schallplatten für den gesamten Globus.
Rund sieben Prozent aller verkauften Musikalben – abgesehen von digitaler Musik – wurden 2014 in Tschechien auf Vinyl gepresst. In den USA, dem grössten Markt für Schallplatten weltweit, waren es im gleichen Zeitraum sechs Prozent.
Die Produktionshalle in Lodenice erinnert an ein U-Boot, an der Decke verlaufen zahlreiche Röhren und Leitungen, es ist laut und tropisch heiss. In regelmässigen Abständen füttern die Angestellten die hydraulischen Pressen mit Vinyl. Das, was zunächst wie ein runder Keks aussieht, wird innerhalb von wenigen Sekunden mit einem Druck von 150 bis 200 Tonnen zu einer Scheibe gepresst.
«In den vergangen vier Jahren sind wir jährlich zwischen 25 und 30 Prozent gewachsen», sagt Michal Nemec, Marketing- und Verkaufschef von GZ Media. Genaue Zahlen zu Umsatz und Gewinn will er allerdings nicht nennen. Nur so viel: Der grösste Auftrag bislang sei eine «Deluxe-Kollektion» von rund 30 Rolling-Stones-Alben für Fanclubs gewesen.
Schallplatten in den USA: schwarz, bunt oder aus Asche
Allein in den USA wurden 2014 rund 9,2 Millionen Platten verkauft, was einem Anstieg von 52 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Trotz dieses gewaltigen Booms bleibt Vinyl insgesamt gesehen ein verhältnismässig kleiner Markt: Rund zwei Prozent von rund 14 Milliarden Euro Umsatz macht die Musikindustrie weltweit mit Schallplatten.
Nummer eins ist der US-Markt. «Jeden Freitag hebt ein Flugzeug in Richtung Kalifornien ab, das acht bis zehn Tonnen Schallplatten geladen hat», sagt Jana Brezinova von GZ Media. Die Ladung des Flugzeugs sei übrigens nicht nur schwarz. Rund ein Viertel der von GZ Media hergestellten Platten ist bunt. Eine US-Rockband habe sie sogar gebeten, die Asche eines verstorbenen Bandmitglieds mit in die Schallplatte zu pressen.