Wie erwartet: Literaturnobelpreis geht an Swetlana Alexijewitsch

Die Königlich-Schwedische Akademie in Stockholm hat gesprochen: Die Weissrussin Swetlana Alexijewitsch erhält den Literaturnobelpreis 2015. Die 67-Jährige wird «für ihr vielstimmiges Werk, das dem Leiden und dem Mut in unserer Zeit ein Denkmal setzt» ausgezeichnet.

Die Literaturnobelpreisträgerin 2015, Swetlana Alexijewitsch, 2013 auf der Frankfurter Buchmesse, wo sie den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhielt. (Archiv)

(Bild: sda)

Die Königlich-Schwedische Akademie in Stockholm hat gesprochen: Die Weissrussin Swetlana Alexijewitsch erhält den Literaturnobelpreis 2015. Die 67-Jährige wird «für ihr vielstimmiges Werk, das dem Leiden und dem Mut in unserer Zeit ein Denkmal setzt» ausgezeichnet.

Seit Jahren galt sie als Anwärterin, nun hat sie ihn bekommen: Der Literaturnobelpreis 2015 geht an die 67-jährige Weissrussin Swetlana Alexijewitsch, die auch in diesem Jahr als Favoritin gehandelt worden war. Das gab die Schwedische Akademie am Donnerstag in Stockholm bekannt. Die Jury würdigte ihr «vielstimmiges Werk», das «dem Leid und dem Mut unserer Epoche ein Denkmal setze».

Swetlana Alexijewitsch ist mit einem ganz eigenen literarischen Stil zum moralischen Gedächtnis des zerfallenen Sowjetimperiums geworden. Die weissrussische Schriftstellerin hat mit ihren Collagen das Leid, die Katastrophen und den harten Alltag der Menschen in ihrer Heimat aufgearbeitet. 2013 erhielt sie dafür den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.

 

Erstmals wandte die gelernte Journalistin ihre literarische Methode 1983 im Buch «Der Krieg hat kein weibliches Gesicht» an. Mit Interviews dokumentierte sie das Schicksal sowjetischer Soldatinnen im Zweiten Weltkrieg. Für «Zinkjungen» (1989) sprach sie mit mehr als 500 Veteranen des sowjetischen Afghanistan-Feldzugs und Müttern gefallener Soldaten. Genauso porträtierte sie 1997 die Überlebenden der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. Als ihr Grosswerk gilt «Secondhand-Zeit» von 2013 – eine Sammlung von Stimmen über die erschütternden Erfahrungen des kommunistischen Experiments in der Sowjetunion.

Gespräch mit Menschen als Quelle des Schaffens

Alexijewitsch wurde am 31. Mai 1948 im westukrainischen Stanislaw (heute Iwano-Frankowsk) geboren. Sie arbeitete nach einem Journalistik-Studium zunächst bei einer Lokalzeitung sowie als Lehrerin. Da sie unter dem autoritären Regime in Weissrussland öffentlich kein Gehör fand und ihre Werke nicht verlegt wurden, hielt sie sich viele Jahre im Ausland auf. 2011 zog sie trotz ihrer oppositionellen Haltung zurück nach Minsk. «Ich will zu Hause leben, unter meinen Leuten, meinen Enkel aufwachsen sehen», sagte sie. Ausserdem sei Quelle ihres Schaffens immer das Gespräch mit den Menschen gewesen. «Und das kann ich am besten hier und in meiner Sprache», meint Alexijewitsch.

Die mit acht Millionen Kronen (940’000 Franken) dotierte Auszeichnung ging im Vorjahr an den Franzosen Patrick Modiano. Offiziell überreicht wird der Preis zusammen mit den anderen Nobelpreisen in Stockholm am 10. Dezember, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel.

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