Junge Schimpansen spielen öfter mit Gegenständen als junge Bonobos, und männliche Schimpansenjunge mehr als weibliche. Dies überrascht, denn Schimpansenweibchen sind später die geschickteren Werkzeugbenützerinnen.
Für die Studie hatte das Team um Kathelijne Koops vom Anthropologischen Institut der Universität Zürich und der Cambridge Universität wilde Bonobos und Schimpansen in Uganda und Kongo während mehrerer Monate beobachtet. Dabei erhoben sie nicht nur den Werkzeuggebrauch, sondern jegliche Manipulation von Objekten, wie die Forschenden im Fachjournal «PLOS ONE» berichten.
Die jungen männlichen Schimpansen verbrachten zwar viel Zeit damit, Dinge wie Stöcke oder Steine zu handhaben, taten dies aber spielerisch: Sie verfolgten keinen bestimmten Zweck damit und machten dabei ein typisches «Spielgesicht» – ein entspannter Ausdruck, entweder mit Lachen oder mit über die Schneidezähne gestülpter Lippe.
Die jungen Weibchen hingegen hantierten seltener mit Objekten, und erst recht nicht im Spiel. Dafür zeigten sie dabei viel mehr Kreativität – sie bissen in Objekte, zerbrachen oder trugen sie herum. Dies scheine die Weibchen auf den zukünftigen Werkzeuggebrauch vorzubereiten, heisst es in einer Mitteilung der Cambridge Universität.
Denn Schimpansinnen benützen fleissiger Werkzeuge als Schimpansen – junge Weibchen schauen ihren Müttern beim Angeln nach Termiten mit Stöckchen länger zu und sind selbst früher tüchtig im Werkzeuggebrauch.
Im Spiel lernen – aber was?
Die Forschenden aus der Schweiz, Grossbritannien und Südkorea schliessen aus ihren Beobachtungen zweierlei: Nicht jede Art des Hantierens mit Objekten bereitet die Jungen auf den Werkzeuggebrauch vor, wie Verhaltensforscher bisher angenommen hatten. Die jungen Männchen könnten auch Fähigkeiten für das Dominanzgebaren üben, bei dem sie teilweise auch Dinge herumwerfen.
Zweitens zeigten sich in den Geschlechterunterschieden interessante Parallelen zum Menschen: Auch Buben spielen häufiger mit Objekten als Mädchen. «Dies könnte auf eine gemeinsame Evolutionsgeschichte in dieser Eigenschaft hinweisen», schreiben die Forschenden. Sie glauben, dass die weitere Erforschung dieser Verhaltensweisen Hinweise auf die heftig debattierte Frage nach Geschlechterunterschieden bei Kindern geben könnte.
Ein weiteres Resultat war, dass Bonobos, die kaum Werkzeuge benützen, auch als Junge kaum mit Dingen spielen. Da Menschen, Bonobos und Schimpansen so nah verwandt sind, könnte das Geheimnis der enormen technischen Fähigkeiten des Menschen irgendwo im entwicklungsgeschichtlichen «Golf» zwischen Schimpansen und Bonobos liegen, mutmassen die Forscher.