Nach einer tiefgreifenden Sanierung hat der Spezialitätenchemiekonzern Clariant 2011 das zweite Jahr in Folge mit guten Zahlen abgeschlossen. Der Gewinn von 251 Mio. Fr. liegt fast ein Drittel höher als 2010 und der Umsatz von 7,37 Mrd. Fr. übertrifft den Vorjahreswert in Lokalwährungen um 16 Prozent.
In Franken gerechnet bleibt immer noch ein Umsatzplus von 4 Prozent, wie der weltweit tätige Konzern mit Zentrale in Muttenz BL am Mittwoch informierte. Den Negativ-Einfluss der starken Schweizer Landeswährung weist der Hersteller einer breiten Palette von Chemikalien aber doch mit 892 Mio. Fr. aus.
Der Gewinn und die Leistungsfähigkeit des Konzerns sind für das Mangagement gross genug, um an den Aktionären erstmals seit drei Jahren eine Dividende auszurichten. Wer Anteilscheine hat, erhält 30 Rappen pro Titel. Laut Konzernchef Hariolf Kottmann, der das vor wenigen Jahren noch krisengeplagte Unternehmen saniert hat, lieferte 2011 das beste Ergebnis seit mindestens zehn Jahren.
Analysten von verschiedenen Banken zeigten sich erfreut über das Ergebnis. An der Börse legte die Aktie massiv zu und erreichte am Schluss bei 13,06 Fr. ein Plus von 5,7 Prozent. Der Swiss Leader Index SLI mit den 30 wichtigsten Titeln der Zürcher Börse schloss 0,8 Prozent im Plus.
Zukauf rechnet sich
Zum gesteigerten Ergebnis beigetragen hat die Münchner Süd-Chemie, welche Clariant im vergangenen Jahr gekauft hatte. Die Akquisition des Milliardenunternehmens schlossen die Baselbieter im Dezember 2011 ab. Mit dem 2,5 Mrd. Fr. teuren Unterfangen soll Clariant breiter abgestützt und weniger abhängig von Konjunkturbewegungen sein.
Den Kauf der Süd-Chemie gab Clariant kurz nach der Beendigung eines massiven Restrukturierungsprogramms bekannt, das unter anderem auch 4000 Stellen kostete. 2010 hatte die angekündigte Verlagerung des grössten Teils der Textilchemikalensparte nach Asien für Aufsehen gesorgt. Diese Massnahme betraf auch Stellen in der Schweiz.
Umbau könnte weitergehen
Für Hariolf Kottmann ist die Veränderung der Konzernstruktur noch nicht zwingend abgeschlossen. Zumindest für einen Teil der Geschäftseinheiten prüfe das Unternehmen „strategische Optionen“, sagte der Konzernchef vor den Medien in Zürich.
Das heisse beispielsweise, dass ein Teil des Unternehmen ganz verkauft werde, oder sich Clariant auf die Rolle eines Mehrheits- oder gar Minderheitseigners zurückziehen würde, sagte Kottmann. „Wir handeln aber ohne Zeitdruck“, betonte er.
Konkret geht es bei den Überlegungen um jene Sparten, die Textilchemikalien, Papierbearbeitungsmittel und Materialien für Reinigungsmittel herstellen. Diese Konzernteile seien sehr gut aufgestellt und erwiesen sich auch gegenüber der Konkurrenz als sehr leistungsstark, sagte Kottmann.