Die Burg ist die grosse Gewinnerin der Bühnen-Hitparade. Die Kritiker kürten das Haus nicht nur zum Theater des Jahres – es heimste weitere fünf Auszeichnungen ein. Schweizer Bühnen, die um die Jahrtausendwende regelmässig Ehrungen absahnten, gingen leer aus.
In der jährlichen Umfrage der Zeitschrift «Theater heute» gaben sechs von insgesamt 42 Theaterkritikern ihre Stimme für das von Karin Bergmann geleitete Burgtheater ab.
Schauspielerin des Jahres und gleichzeitig Nachwuchsdarstellerin des Jahres ist die 27-jährige Burgschauspielerin Stefanie Reinsperger. Zum Schauspieler des Jahres wurde Samuel Finzi aus Berlin gewählt. Der 49-Jährige wurde damit für seine herausragende Rolle als Wladimir in Ivan Panteleevs Beckett-Inszenierung «Warten auf Godot» am Deutschen Theater Berlin geehrt.
Drei Preise für «Die lächerliche Finsternis»
Die Österreicherin Stefanie Reinsperger überzeugte die Kritiker vor allem in Wolfram Lotz‘ Kriegs-Satire «Die lächerliche Finsternis» – mit 27 Stimmen das Stück des Jahres und unter der Burgtheater-Regie von Dušan David Parízek auch die Inszenierung des Jahres. Parízeks Bühnenbild zur «Lächerlichen Finsternis» wurde zudem zum Bühnenbild des Jahres gekürt, gleichauf mit Katrin Nottrodts Ausstattung für Karin Henkels «John Gabriel Borkman» am Hamburger Schauspielhaus und Aleksandar Denics Bühnenbild für Frank Castorfs «Baal».
Die Kostüme des Jahres entwarf nach Meinung der Kritiker zum dritten Mal in Folge Victoria Behr für ihre Schöpfungen für Herbert Fritschs Berliner Volksbühnen-Inszenierung von «der die mann» nach Konrad Bayer und Fritschs «Schwarzen Hecht» am Zürcher Schauspielhaus erhielt.
Magere Schweizer Bilanz
Mit nur einer Nebenehrung für das Zürcher Schauspielhaus setzen die Schweizer Theater die schlechten Wertungen der letzten Jahre fort. 2001 und 2002 – in der Ära Marthaler – war das Schauspielhaus noch «Theater des Jahres geworden». 1999 eroberte das Theater Basel den Titel. Und im Rekordjahr 2001 gingen 5 von 14 Ehrungen an Schweizer Theater und Theaterschaffende.