Der 21-jährige Wiener Neustädter Dominic Thiem gewinnt in Gstaad den Jubiläums-Event «100 Jahre Tennisturnier Gstaad». Im Final besiegt Thiem den Belgier David Goffin mit 7:5, 6:2.
Der Final dauerte 86 Minuten. Dominic Thiem verwertete gleich den ersten Matchball. Der topgesetzte David Goffin führte in beiden Sätzen mit einem Break. Im ersten Satz führte er mit 5:3; im zweiten Durchgang mit 1:0.
Thiem aus Wiener Neustadt ist auch der erste Österreicher, der sich ins Goldene Siegerbuch des 100-jährigen Gstaader Tennisturniers eintragen konnte. Thomas Muster, der grosse Seriensieger der 80er- und 90er-Jahre, ist einer der wenigen grossen Sandplatzspezialisten, die das Swiss Open nie gewannen. Will Thiem Muster nacheifern? Schliesslich gewann er in Gstaad als erster Österreicher seit Muster vor 19 Jahren drei Turniere in der gleichen Saison? «Ich blocke Vergleiche mit Thomas Muster gerne ab. Er hat 44 Turniere gewonnen, ich jetzt erst drei. Er war auch nie mein grosses Vorbild, denn seine Karriere war schon fast vorbei, als ich mich fürs Tennis zu interessieren begann. Und ich sehe mich auch nicht als ausgesprochenen Sandplatzspezialisten. Ich will auf allen Belägen erfolgreich spielen können.»
Die Zukunftsaussichten präsentieren sich für Thiem rosig. Schon vor seiner Siegesserie, die vor zwei Wochen in Umag (Kro) begonnen hat, war in der Weltrangliste kein jüngerer Spieler vor ihm klassiert. In Gstaad gelang ihm der zweite Turniersieg hintereinander. Nächste Woche am Heimturnier in Kitzbühel könnte der dritte Streich folgen. Seit dem Frühling 2009 gelang es keinem Spieler auf der ATP-Tour mehr, drei Turniere in drei Wochen zu gewinnen. Damals triumphierte Rafael Nadal der Reihe nach in Monte Carlo, Barcelona und Rom.
Gegen Goffin siegte Thiem (ATP 24) verdientermassen. Aber heikle, unangenehme Phasen gab es für den Österreicher, der im Frühling nach dem Turnier von Key Biscayne einige Tage in der Schweiz mit Roger Federer auf Sand trainiert hat, gleich mehrere. Im ersten Satz führte David Goffin (ATP 14) mit 5:3. Und auch zu Beginn des zweiten Satzes ging der Belgier gleich wieder mit einem Break in Führung (1:0). Der Gewinn des ersten Satzes nach fast einer Stunde erwies sich indessen als vorentscheidend. Goffin erholte sich vom Satzverlust nicht mehr, fühlte sich am Ende müde. Sein Widerstand brach in der Schlussphase zusammen.
Die Organisatoren zogen eine positive Turnierbilanz. Zwei der letzten drei Tage (Freitag/Sonntag) gingen vor vollen Rängen und bei Kaiserwetter über die Bühne. Und auch am Samstag konnten die Halbfinals noch vor dem grossen Regen beendet werden. Seit sechs Jahren steigt der Zuschauerzuspruch regelmässig. Ans Jubiläumsturnier kamen fast 40’000 Besucher oder erneut rund zehn Prozent mehr als vor einem Jahr. Ausgeklammert in dieser Statistik ist das Jahr 2013, als Federer und Wawrinka beide antraten. Damals waren die letzten fünf Tage des Turniers alle ausverkauft.