Es ist aus. Brad Pitt und Angelina Jolie sind kein Paar mehr. In den Medien tobt ein Sturm, Jennifer Aniston lacht sich ins Fäustchen und viele anonyme Beobachter kommentieren das Geschehene. Aber warum?
Es war ein Mal ein Prinz namens Brad, der lebte in einem weit entfernten Land. Prinz Brad hegte den Wunsch, eine wunderschöne Prinzessin an seiner Seite zu haben. Doch ein Fluch lag über dem Land und so gingen fast alle Beziehungen nach nur wenigen Jahren in die Brüche.
Obwohl Prinz Brad die Auswirkungen dieses Fluchs auch schon gespürt hatte, suchte er weiter nach seiner Traumprinzessin. Nach langwieriger Suche, und einem Zwischenspiel mit Prinzessin Jennifer, traf er auf eine Prinzessin Angelina. Er glaubte nun endlich die Richtige gefunden zu haben.
Das Volk war misstrauisch – war doch bis jetzt jede Beziehung in diesem weit entfernten Land zum Scheitern verurteilt gewesen. Die Zeit verging und Prinz Brad und Prinzessin Angelina blieben ein Paar. Das Volk staunte und jubelte – der Fluch war gebrochen, endlich! Das Schicksal (und ein paar Adoptionsagenturen) bescherte den beiden Kindersegen und ein langes, glückliches Leben.
Allerdings nicht bis der Tod sie schied. 2016 sollte ihr Unglücksjahr sein: Der Fluch hat auch das anscheinend standhafte Paar getroffen – die Scheidung zu Lebzeiten ist verkündet! Das weit entfernte Land und alle seine Nachbarländer stehen Kopf.
Aber mich lässt dieses Drama unberührt. Um ehrlich zu sein, wusste ich gar nicht, dass die zwei verheiratet sind. Ausserdem: Es scheiden sich täglich Leute – ganz besonders in Hollywood.
Angesichts der medialen Explosion über das Hollywood-Drama sollte uns genau diese Scheidung aber interessieren. Und wir sollten es traurig finden. Sogar der Dalai Lama zeigt sich betrübt:
Eigentlich schwer verständlich. Doch nachdem wir in der Redaktion mindestens eine halbe Stunde darüber diskutiert haben, ob das Thema Brangelina wichtig ist oder nicht, war der Fall klar: Irgendwie interessiert sich doch fast jeder für Brangelina.
Aber wer und wieso? Ich unterscheide zwischen vier verschiedenen Typen:
Typ 1: Der verträumte Märchenfan
Bis vor Kurzem war die Geschichte des Traumpaars ein modernes Märchen. Als Helden der wahren Liebe sträubten sich Pitt und Jolie gegen den Kurzzeit-Beziehungs-Trend im Traumland Hollywood. Sogar die Rolle der bösen, eifersüchtigen Stiefschwester, die sich nun vergnüglich ins Fäustchen lacht, ist mit Jennifer Aniston besetzt. Für den verträumten Märchenfan ist das toll, denn in Märchen sucht er Zuflucht. Schliesslich haben Märchen immer, immer, immer ein Happy End. Wir finden dort das Glück, das wir nicht haben und die Schönheit, die wir uns wünschen.
Aber jetzt ist das Märchen zu Ende – und für den Märchen-Typ somit ein Stück Traum in der echten Welt. Stellen Sie sich vor, Schneewittchen würde am Apfel ersticken und der Prinz ins Drogenloch fallen? Oder Dornröschen würde ihrem zukünftigen Ehemann klar machen, dass sie eigentlich lieber Single ist? Also ich zumindest hätte als Kind bei solchen Szenarien viele schlaflose Nächte und wenig Vertrauen in die Zukunft gehabt. Und da Pitt und Jolie nicht nur Märchenhelden der Moderne, sondern auch der Erwachsenenwelt sind, muss ihre Scheidung beim Märchen-Typen ein ähnlich verzweifeltes Gefühl auslösen.
Typ 2: Der naive Wunschdenker
Der naive Wunschdenker lässt sich gerne vom Glück anderer überzeugen, damit er sich selbst weiss machen kann: Das totale Glück existiert. Dass auch die Nachbarn Schmidt von nebenan schon seit 20 Jahren glücklich verheiratet sind, bringt dem naiven Wunschdenker in diesem Zusammenhang nicht viel – denn da kriegt er den Streit ja in der geringhörigen Wohnung direkt mit. Bei Promis ist das anders: Die sind entweder unglaublich glücklich oder sie sind Alkoholiker und gewalttätige Kindesmisshandler – letzteres blendet man noch so gerne aus. Vor allem wenn dieses Wissen von «Insidern» und «guten Bekannten» überliefert wird, dürfen diese Informationen mit gutem Gewissen zu den Akten der nicht vertrauenswürdigen Quellen gelegt werden.
Typ 3: Der eifersüchtige Stalker
Der Stalker ist heimlich in Pitt verliebt und verfolgt den Klatsch und Tratsch aus Hollywood regelmässig um die Entwicklung seiner Beziehung mitzuverfolgen. Jolie wollte er schon lange vom Thron stossen. Mit der Brangelina-Scheidung rückt diese Möglichkeit jetzt ein grosses Stück näher. Vor allem mit dem verlockenden Angebot der Norwegian Airlines – mit einem Direktflug nach Los Angeles kann sich der eifersüchtige Stalker den Brad-Prinzen einfach selbst schnappen:
Ok, #BradPitt – you need to see this; Norwegian airlines uses your for commercial purposes: Brad is single! Trips to LA from … pic.twitter.com/OtljmVXBq9
— Anja Lindtner (@AnjaLindtner) 22. September 2016
Typ 4: Der schadenfreudige Jolie-Hasser
Hassen macht Spass! Vor allem wenn das Zielobjekt nichts davon mitkriegt und man somit frei drauf los hassen kann. All diejenigen, die sich vor zwölf Jahren zusammen mit Jennifer Aniston über Pitts Neue ärgerten und zu missgünstigen Jolie-Hassern wurden, haben jetzt allen Grund zur Freude.
That’s all ??? #Brangelina #JenniferAniston pic.twitter.com/BSfDfxxGfX
— Meryl Streep Page © (@MerylStreepPage) 21. September 2016
Aniston selbst soll die Scheidung als «Karma» bezeichnet haben. Doch sie bleibt ganz diplomatisch und wünscht ihrem Ex-Mann genauso viel Glück wie sie selbst mit ihrem Ehemann Justin Theroux nun hat.
Ein bisschen Neid spielt bei diesem Typ auch mit, denn eigentlich findet er eine schöne, glückliche Ehe mit vielen süssen Kindern ziemlich toll. Nur nicht bei anderen. Deshalb freut er sich, dass er jetzt mit dem Finger auf die einst glückliche Familie zeigen und seine Missgunst ausleben kann. Denn er sieht ein, was wir alle einsehen sollten: Das Traumpaar hat seinen Glamour verloren und ist jetzt genauso langweilig wie Herr und Frau Schmidt von nebenan.
Es bleibt spannend
Das Märchen ist zu Ende, der Traum ist ausgeträumt. Oder vielleicht fängt das Märchen erst an? Schliesslich könnten die Rollen nun ganz neu besetzt werden: Pitt als blutrünstiges Kindermonster, Jolie als beschützerische Tagesmutter und Aniston als die gutgläubige Fee, die das Monster zum Prinzen verzaubert. Aber eigentlich ist es egal, was erzählt wird – solange es sich um unerreichbare Halbgötter handelt, ist alles spannend.