Am kommenden Wochenende weihen die Wiler Muslime ihre Moschee ein. Der Bau muss wegen des Minarett-Verbots ohne Turm auskommen. Imam Bekim Alimi erklärt beim Rundgang, wie das islamische Begegnungszentrum zum Symbol der Integration werden könnte.
Das Vorzeigeprojekt der Wiler Muslime ist nicht ganz einfach zu finden. Das neue islamische Zentrum liegt versteckt am Ende einer Seitenstrasse unweit des Fussballstadions Bergholz. Noch fehlt an der Fassade die Beschriftung «Mosque Wil – Xhamia Wil», welche die zumeist albanisch-stämmigen Muslime zum Eintreten einlädt.
Der Widerstand gegen die Moschee in Wil war mit ein Auslöser der Anti-Minarett-Initiative, welche von der Schweizer Bevölkerung am 29. November 2009 angenommen wurde. Aufgrund des Minarett-Verbots mussten die Wiler Muslime ihre Baupläne anpassen.
Die Stadt Wil zählt rund 23’000 Einwohner, rund 15 Prozent davon gehören dem islamischen Glauben an und sind in einem eigenen Verein organisiert. Die meisten stammen aus Albanien und Bosnien. Nach mehreren Standortwechseln ist der Gebetsraum heute in einem Hinterhof an der Bahnlinie untergebracht.
Im November 2011 reichte der Verein für den Neubau einer islamischen Begegnungsstätte ein Baugesuch ein. Gegen das Projekt gab es Widerstand von Anwohnern und der SVP. Die rund 200 Einsprachen wurden abgewiesen.
Neben Vorbehalten gegen den Islam wurde argumentiert, das Projekt sehe nicht genügend Parkplätze vor und es fehle an der nötigen Verkehrserschliessung. Die Beschwerdeführer zogen den Fall erfolglos ans kantonale Baudepartement und ans Verwaltungsgericht weiter.
Mitglieder leisten Fronarbeit
Nach zweijähriger Bauzeit wird die Moschee am kommenden Samstag eröffnet. Am Sonntag ist ein Tag der offenen Tür geplant. «Vorurteile kann ich – im Gegensatz zu Vorverurteilungen – verstehen. Sie sind wie eine präventive Massnahme gegenüber etwas Unbekanntem», sagt Bekim Alimi. Er ist das religiöse Oberhaupt der Moschee und der einzige Angestellte der Islamischen Gemeinschaft Wil.
Auch die Finanzierung der Moschee wurde kritisch hinterfragt. Das Geld stamme von den Vereinsmitgliedern und aus Spenden. «Wir sparen seit 1992 für eine eigene Moschee», sagt der 42-jährige Imam beim Rundgang durch den Neubau. Viele Arbeiten seien in Fronarbeit geleistet worden. Die Baukosten hätten so auf rund vier Millionen Franken gesenkt werden können.
Die 99 Fenster der Moschee symbolisierten die «99 Namen Gottes». Zentrales Element ist ein viergeschossiger Rundbau mit Kuppel, einem Aufenthaltsraum samt Küche und zwei Gebetsräumen für die rund 600 Gläubigen. Ausserdem gibt es eine Tiefgarage mit 37 Plätzen. Die Räume sind hell, zweckmässig und mit moderner Technik ausgestattet. Beton, Glas und Holz sind die vorherrschenden Materialien.
Der Gebetsraum für Männer, ausgerichtet nach Mekka, befindet sich im ersten Stock des Gebäudes und bietet Platz für rund 250 Männer. Die Frauen haben ein Stockwerk für sich, mit einer Galerie für die Betenden, welche den Predigten und Referaten beiwohnen möchten. Es gibt zudem einen Aufenthaltsraum, eine Küche und einen Kinderhort.
Vorurteile abbauen
Zuoberst befindet sich die Zuschauertribüne. Die Moschee könne auch von Andersgläubigen besucht werden. «Das Freitaggebet halten wir seit 2004 bewusst auf Deutsch», sagt der Imam, der auch Religionsunterricht erteilt. Auch Beratung und Beistand gehören zu den Aufgaben Alimis. Es gebe viele Schweizerinnen, die mit einem Muslim verheiratet seien, die Rat bei ihm suchten.
Das islamische Begegnungszentrum soll nicht nur ein Ort des Gebets sein, sondern auch einen Beitrag zur Förderung der Integration der Musliminnen und Muslime in die schweizerische Gesellschaft leisten. In den vergangenen 15 Jahren habe er über 600 Gruppen empfangen, sagt Alimi. Auch Weiterbildungen für Lehrer oder Polizisten gehörten zur Aufklärungsarbeit.