Eigentlich müsste der Stadtpräsident von Delémont ein Sonderkontingent an Einwanderinnen fordern: Für die Miss-Wahl 2006 lud er nämlich Chinesinnen in den Jura ein. Wie die chinesischen Misseneinwanderung damals zustande kam, zeigt die Filmkomödie «Win Win» auf.
Seit eine dünne Mehrheit der Eidgenossen die Masseneinwanderung aus Europa stoppen will, muss Helvetia sich nach neuen Partnern umsehen. Vieles spricht für China:
1. Das Freihandelsabkommen mit dem roten Riesen ist bereits beschlossene Sache.
2. Wir haben im Umgang mit Schlitzohren viel Erfahrung.
3. Wir sind auch in Sachen Korruption keine Waisenknaben mehr.
4. Unsere Fahne ist auch hauptsächlich rot.
5. Wir haben den Bürgermeister von Delémont.
Pierre Kohler (CVP) ist unsere Trumpfkarte. Er hat bereits 2006 vorausgesehen, wer den Jura aus der europäischen Isolation befreien kann: die Chinesen. Besser: die Chinesinnen. Noch besser: die schönsten Chinesinnen. Kohler lud folgerichtig 2006 die chinesischen Organisatoren der Missenwahl von Shanghai ein. Und es gelang: Die Chinesinnen kamen nach Delémont! Sie führten dort ihren Halbfinal durch. Damit ist das Schönste am Film «Win Win» schon verraten: Er basiert auf einer wahren Geschichte!
Die Köpfe rollen: Tête de Moine
Der Regisseur Claudio Tonetti präsentiert die Pionier-Tat von Pierre Kohler in seiner Verfilmung als farbige Seldwylerei. Da lockt der weltoffene Stadtpräsident nicht nur mit Frauenbeinen, sondern auch mit Köpfen nach Delémont: Dutzende «Tête de Moine» lässt ein Sponsor für die Missen-Wahl rollen.
Bald steht im Zelt neben dem Missen-Stand auf dem Dorfplatz auch ein Käse-Stand. Bern schüttelt den Kopf. China staunt. Der Jura jubelt. Tonetti inszeniert das alles seldwylerisch unbeholfen: die Flugzeuge, die Politiker, die Hotels, die Staatskarossen, der Käse, ja, sogar ein echter Bundesrat kommt ins Hinterland.
«Win-Win» ist der jurassischste Film seit Jahren. Er erinnert uns erbarmungslos tollpatschig daran, dass wir vor allem in einem unerreichbar Weltspitze sind: in Sachen Provinz. Der rührige CVP-Mann hat damals mit seinem Missen-Griff wunderbar darauf aufmerksam gemacht wie Cash-Cow und Know-How in der Provinz zusammengehen.
Acht Jahre später hat seine Initiative noch einen ganz anderen Reiz: Würde er sie noch einmal wiederholen, müsste er bei der Zuteilung der Kontingente für Delémont unmissenverständlich eine Sonderregelung fordern. Delémont würde dann endlich aussprechen, was die Schweizer Provinz eigentlich wollte, als sie am 9. Februar 2014 ihre Stimmzettel einlegte: die Misseneinwanderung!
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Der Film läuft u.a. in den Basler kult.kinos.