Wann kommt der Frühling? Nur wenige Fragen treiben derzeit die Gemüter in der Schweiz stärker um als diese. Am Dienstag, sechs Tage nach dem astronomischen Frühlingsbeginn, herrschte im Mittelland starkes Schneetreiben. Auch an Ostern könnte es schneien.
«In der Stadt Winterthur fielen allein am Dienstagvormittag sieben Zentimeter Neuschnee», sagt Joachim Schug vom Wetterdienst Meteomedia. «Für diese Jahreszeit ist das aussergewöhnlich.»
Auch Bern verzeichnte am Dienstag zeitweise heftige Schneefälle. Zwar bogen sich die Äste unter der nassweissen Last; auf den Strassen liegen blieb das weisse Pulver in der Bundeshauptstadt jedoch nicht.
Schneien könnte es möglicherweise auch am bevorstehenden Feiertagswochenende. «An Karfreitag und Ostersonntag dürften jeweils am Vormittag einzelne Schneeflocken bis ins Mittelland fallen», sagt dazu Thomas Jordi von MeteoSchweiz. Die Schneefallgrenze werde am Freitag bei 500 bis 600 Metern und am Sonntag bei 400 Metern über Meer liegen, so der Wetterspezialist.
Osterschnee in den letzten Jahren häufig der Fall
Schnee an Ostern – das war in jüngster Zeit ein relativ häufiges Phänomen. Verstärkt wird die Wahrscheinlichkeit in diesem Jahr dadurch, dass die Ostertage sehr früh zu liegen kommen. Im vergangenen Jahr sorgte ein Kälteeinbruch am Ostersonntag (8. April) dafür, dass es bis auf 500 Meter hinunter schneite und in der Ostschweiz bis zu 20 Zentimeter Neuschnee haften blieben.
Auch 2010, 2008 und 2004 kam es zu Wintereinbrüchen an Ostern, wie MeteoSchweiz nach dem Vergleich seiner langjährigen Wetterdaten weiss. Geht man weiter in der Vergangenheit zurück, so findet sich erst im Jahr 1983 wieder ein Osterfest mit Schneetreiben.
Aktuelle Kaltluft kommt aus der Arktis und Sibirien
«Grund für die aktuell vorherrschenden kühlen Temperaturen ist eine Nordostlage, die kontinentale Kaltluft aus der Arktis und Sibirien nach Westeuropa bringt», erklärt Jordi von MeteoSchweiz. Russische Wissenschaftler hätten in einer Studie jüngst darauf aufmerksam gemacht, dass solche Wetterlagen wegen der fehlenden Eisdecke in der arktischen Barentsee künftig häufiger auftreten könnten.
Die diesjährigen Wetterkapriolen wie Frühlingswetter an Weihnachten und Winterwetter an Ostern wären dann also keine Seltenheit mehr. Und auch SRF Meteos vorweihnachtliche Prognose, der Weihnachtsmann werde angesichts der Temperaturen von bis zu 20 Grad in diesem Jahr mit dem Osterhasen den Job tauschen, könnte fortan häufiger ins Schwarze treffen als den Schweizerinnen und Schweizern lieb ist.
St. Galler müssen Leuchtstifte in die Hände nehmen
Ob es an den diesjährigen Ostertagen aber wirklich schneit, ist laut der aktuellen Prognose von SRF Meteo noch nicht sicher. «Möglich wären Schneeflocken im Mittelland am ehesten am Karfreitagmorgen und am Ostersonntag», sagt Claudia Stocker vom Wetterdienst des Schweizer Radio und Fernsehens und bestätigt damit die Prognose von MeteoSchweiz.
Joachim Schug von Meteomedia zeigt sich jedoch skeptisch: Für die meisten Schweizer Städte werde die Schneefallgrenze an den Ostertagen zu hoch liegen, nämlich zwischen 600 bis 700 Metern. Daher müssten im Mittelland wenn überhaupt einzig die Einwohner des auf 675 Meter über Meer gelegenen St. Gallen «ihre Ostereier mit Leuchtstift anmalen».
Egal welcher Wetterdienst betreffend Schnee an Ostern Recht behält, in einem sind sich alle drei einig: Der Frühling ist noch weit und breit nicht in Sicht.