Auch nach seinem Rücktritt infolge der Abgas-Affäre läuft der hoch dotierte Vertrag des ehemaligen VW-Chefs Martin Winterkorn laut Medienberichten weiter. Der Kontrakt sei bis Ende 2016 vereinbart und bislang nicht aufgelöst worden.
Dies meldeten das «Handelsblatt» und das ZDF-Magazin «Frontal 21» unter Berufung auf Aufsichtsratskreise am Freitag. Man habe sich mit Winterkorn darauf geeinigt, den Vertrag erst zum Abschluss des kommenden Jahres auslaufen zu lassen und entsprechend der Vereinbarung auszubezahlen. Ein VW-Sprecher wollte sich auf Anfrage nicht dazu äussern.
Der 68-Jährige war mit zuletzt über 15 Millionen Euro Jahresgehalt der bestbezahlte Manager eines Dax-Unternehmens. Deutlich mehr als zehn Millionen Euro davon waren Bonuszahlungen.
Winterkorn hatte im September wegen des Abgas-Skandals bei VW sein Amt niedergelegt. Als Vorstandschef übernehme er die Verantwortung für die bekanntgewordenen Unregelmässigkeiten, hatte der Manager damals mitgeteilt.
Sein Rücktritt erfolge «im Interesse des Unternehmens, obwohl ich mir keines Fehlverhaltens bewusst bin». Auch der Aufsichtsrat hatte ihm damals bescheinigt, keine Kenntnis von den Manipulationen gehabt zu haben.
Aktionärsvertreter haben keine Bedenken
Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DWS) sieht in der Fortsetzung des Vertrages mit Winterkorn keinen Skandal. «Ein Vorstand hat in der Regel zwei Verträge mit einem Unternehmen: einen Vorstandsvertrag und einen Arbeitsvertrag», erklärte DSW-Präsident Ulrich Hocker. Dass der Arbeitsvertrag noch weiterlaufe, sei nicht unüblich.
Unklar ist, ob Winterkorn noch eine zusätzliche Abfindung bekommt. Laut Geschäftsbericht wäre eine solche Zahlung aber auf maximal zwei Jahresvergütungen begrenzt. Neben einer Abfindung steht VW-Vorständen auch noch ein sogenanntes Ruhegehalt zu, sozusagen die Manager-Rente. Hier hat der zurückgetretene Winterkorn theoretisch Anspruch auf 70 Prozent seines Grundgehalts.
Winterkorns Festvergütung lag im vergangenen Jahr bei rund 1,6 Millionen Euro, hinzu kamen hohe Bonuszahlungen. Insgesamt hatte VW für seine Altersbezüge zuletzt gut 28,5 Millionen Euro reserviert.
Um nach dem Abgas-Skandal weiteren Schaden vom Unternehmen abzuwenden, holt VW eine neue interne Aufpasserin nach Wolfsburg. Hiltrud Werner wechselt vom Zulieferer ZF an die Spitze der VW-Konzernrevision, wie der Konzern mitteilte.