Der FC Winterthur schlüpft heute Sonntag um 14 Uhr zum dritten Mal in dieser Cup-Saison in die Rolle des „David“.
Gegen „Goliath“ Basel strebt der Challenge-League-Klub bei der fünften Halbfinal-Teilnahme eine Sensation an – und damit den ersten Final-Einzug seit 37 Jahren.
Damals, am 31. März 1975, unterlag Winterthur an einem nasskalten Ostermontag im Berner Wankdorfstadion ausgerechnet dem morgigen Widersacher FCB. Fünf Minuten vor Ende der Verlängerung traf der im vergangenen Jahr verstorbene Walter Balmer zum 2:1-Sieg Basels. Es war rückblickend das Ende der letzten erfolgreichen Ära in der FCW-Historie und für den heutigen Schweizer Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld der letzte Titelgewinn als Spieler. Obschon zwei Traditionsklubs aufeinandertreffen, spielen Winterthur und Basel erst zum dritten Mal überhaupt in der 87-jährigen Cup-Geschichte gegeneinander. 1948 hatte sich Basel bei den damals drittklassigen Winterthurern im ersten Vergleich ebenfalls mit 2:1 durchgesetzt.
Alles andere als ein weiterer Basler Erfolg morgen käme einer Sensation gleich, wobei der Schweizer Branchenleader gewarnt ist: Die letzten beiden Cup-Spiele bei Challenge-League-Klubs sind am Rheinknie nicht mit angenehmen Erinnerungen verbunden. Im Vorjahr wurde der FCB im Viertelfinal beim FC Biel vom damaligen Coach Thorsten Fink quasi aus dem Wettbewerb „rotiert“ (1:3), im vergangenen November gewann der Meister in Wil mit grösster Mühe 3:2 nach Verlängerung.
Finks Nachfolger Heiko Vogel, der das Gefühl einer Niederlage nach 19 Pflichtspielen auf nationaler Ebene bislang noch nicht kennengelernt hat, bereitete seine Equipe entsprechend akribisch auf die bevorstehende Herausforderung auf der mit 8500 Zuschauern längst ausverkauften Schützenwiese vor. „Ein Selbstläufer wird dieses Spiel nicht“, so Vogel, der es mit dem FC Winterthur bislang lediglich auf Junioren-Stufe zu tun bekam – als Nachwuchstrainer bei Bayern München. Der deutsche Erfolgscoach wagt gegen den Widersacher aus der Challenge League keine personellen Experimente und machte unmissverständlich klar, dass alles andere als der Finaleinzug eine herbe Enttäuschung wäre. „Wir müssen einfach mit der nötigen Konzentration zu Werke gehen.“
Winterthurs Captain Stefan Iten verwies im Vorfeld der Halbfinal-Partie auf die Tatsache, dass der FCW bereits gezeigt hat, dass er höher eingeschätzte Teams aus dem Wettbewerb werfen kann. Sowohl gegen den ehemaligen Meisterschaftsanwärter Young Boys als auch gegen den souveränen Challenge-League-Leader St. Gallen setzte sich Winterthur jeweils im Penaltyschiessen durch.
Gegen Basel setzt Iten, der 2002 mit der Schweizer U17-Auswahl Europameister geworden ist, erneut auf die bedingungslose Unterstützung des Winterthurer Publikums. „Man spürt, dass die Region dem Spiel entgegenfiebert. Überhaupt entsteht hier schon seit längerem ein interessantes Projekt.“ Vergleiche mit dem FCB will der Verteidiger jedoch gar nicht erst anstellen. Zwar bewege sich sein Klub auch innerhalb der Fussball-Welt, dies sei jedoch die einzige Gemeinsamkeit mit dem zehnfachen Cupsieger aus Basel, so Iten.
Wie der FC Basel befindet sich auch Winterthur, das seit Mitte der Achtzigerjahre nie mehr der höchsten Liga angehörte, seit Monaten auf einer Euphorie- und Erfolgswelle. Seit letztem Oktober verlor das Team von Trainer Boro Kuzmanovic nur ein Pflichtspiel. Entsprechend gross ist das Selbstvertrauen im FCW-Umfeld. „Wir haben Respekt, aber keine Angst vor dem grossen Gegner“, so Kuzmanovic, dem gegen Basel alle Spieler zur Verfügung stehen. „Das Spiel ist der Lohn für die zuletzt stark verbesserten Leistungen des Teams. Ich mag es den Spielern gönnen.“