Der sonnige September lässt Schweizer Weinliebhaber auf einen guten Jahrgang hoffen. Die Kirschessigfliege bescherte aber vielen Winzern Ernteausfälle und Mehrarbeit.
«Bei der Qualität sieht es dieses Jahr sehr gut aus», sagte Robin Haug, Geschäftsführer des Branchenverbands Deutschschweizer Wein, auf Anfrage der sda. Dies zeigten etwa die Werte der grösstenteils bereits geernteten Sorte Riesling-Sylvaner.
Entscheidend waren die letzten drei Septemberwochen. «Dank den warmen Tagen stieg der Zuckergehalt in den Trauben», sagte Haug. Die gleichzeitig kalten Nächte seien zudem wichtig für die Aromabildung gewesen. Ausserdem habe gutes Wetter zur Blütezeit der Reben im Juni geherrscht.
Weniger Freude bereitete den Winzern die in der Schweiz erstmals grossflächig auftretende Kirschessigfliege. Der ursprünglich aus Asien eingewanderte Schädling legt seine Eier in den Trauben ab; in den befallenen Beeren kann sich darauf Essig bilden.
«Wir müssen alle befallenen Beeren von Hand entfernen», sagte Haug. Dies bedeute einen grossen Zusatzaufwand und führe zudem zu Ertragsausfällen: «Reben in der Nähe von Sträuchern waren besonders betroffen.»
Ernte von Blauburgunder steht bevor
Abgesehen davon habe man bei den bisher geernteten Sorten die Ausfälle grösstenteils mit dem gezielten Einsatz von Insektiziden im Griff gehabt. Entwarnung könne aber noch nicht gegeben werden, denn die Ernte des in der Deutschschweiz weit verbreiteten Blauburgunders stehe noch bevor.
Am Genfersee rechnet Gilles Cornut, Präsident der Branchenorganisation der Waadtländer Winzer, wegen der Kirschessigfliege mit Ernteausfällen von 2 bis 4 Prozent. «Der Schädling hat uns mit seiner starken Ausbreitung Ende August enorme Angst eingejagt», sagte er.
Tonerde auf Trauben am Genfersee
Doch die kalten Septembernächte hätten die Population dezimiert. Auch der Einsatz eines tonerdehaltigen Bio-Pflanzenschutzmittels sei erfolgreich gewesen. «Die Trauben sind nun wegen der Tonerde weiss eingefärbt», sagte Cornut. Doch habe dies keinen negativen Einfluss auf die Weinqualität.
Dank des schönen Herbstwetters erwartet er trotz des Schädlings einen hervorragenden Jahrgang. «Noch lassen die meisten die Chasselas- und Pinot-Noir-Trauben reifen». Die Ernte beginne dann nächste Woche im grossen Stil.
Im Wallis haben hingegen bereits einige Weinbauern mit der Lese begonnen. Grund dafür sind die Essig- und Graufäule, beides Folgen des verregneten Sommers. «Die Beeren zerplatzen, weil sie im Sommer viel Wasser aufgenommen haben», erklärte Guillaume Favre vom Weinbauamt des Kantons Wallis.
Dennoch verspricht sich Favre einen guten Jahrgang: «Wenn die befallenen Beeren aussortiert werden, leidet die Qualität des Weines nicht darunter.» Dies bedeute jedoch viel Zusatzarbeit.