Die Schweiz erwartet am Freitag in der EM-Qualifikation gegen Estland womöglich ein Geduldsspiel. Die Esten verteidigen kompakt, sie kassierten in vier Spielen erst zwei Tore.
Trotzdem kann es für die Schweiz gegen die FIFA-Nummer 87 nur ein Ziel geben: den Heimsieg.
Die Frage kam vom Journalisten aus Estland und betraf die Müdigkeit, welche die meisten Schweizer vor der Endphase einer langen Saison spüren könnten und die den Esten, die eben erst eine lange Winterpause hinter sich haben, zum Vorteil gereichen könnte. Der Schweizer Coach nahm den Steilpass für eine möglichen Entschuldigung nicht auf: «Wir lassen keine Ausreden zu. Wir sind so stark, dass wir Estland schlagen müssen.»
Petkovic ist nicht dafür bekannt, Ausgangslagen diplomatisch darzustellen. Das hat er vor seinem allerersten Spiel als Schweizer Nationalcoach im letzten September gegen England nicht getan («Wir sind keine kleine Mannschaft mehr.») und das machte er auch vor der Partie gegen Estland nicht. «Wir sind zum Sieg verdammt.»
Die klare Favoritenrolle nimmt Petkovic an. Dennoch weiss er auch um die nicht einfache Aufgabe. Estland hat seine Stärken in der Defensive, das Schweizer Team könnte sich wie im November beim 4:0 gegen Litauen, als das erste Tor erst in der 69. Minute fiel, in Geduld üben müssen. «Wir wollen von der ersten Minute an solide und konstruktiv nach vorne spielen und hoffen auf ein schnelles Tor. Aber wenn es nicht fällt, müssen wir geduldig weiterarbeiten und dürfen nicht nervös werden.»
Verteidiger Fabian Schär ist überzeugt, dass die Mannschaft diese Vorgabe erfüllen kann. «Wir wissen um unsere Qualitäten, Tore erzielen zu können. Wir haben in den letzten Spielen guten Fussball gezeigt. Gegen Litauen haben wir auch bewiesen, dass wir geduldig sind.»
«Gegen Litauen zeigte sich, dass es nach einem Tor einfacher wird, weitere nachzulegen», sagte Stürmer Josip Drmic. Der Leverkusen-Professional war damals als Einwechselspieler an drei Toren beteiligt und wurde so zum entscheidenden Joker. Gegen Estland wird er zusammen mit Haris Seferovic von Beginn weg das Sturmduo bilden. «Die beiden sind gut in Form und können einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg leisten», so Petkovic.
Estland ist mit einem 1:0-Heimsieg gegen Slowenien überraschend in die EM-Qualifikation gestartet. Danach aber folgten zwei 0:1-Niederlagen gegen Litauen und England sowie das blamable 0:0 in San Marino. Wollen die Esten den 3. Platz noch erreichen, sollten sie in der Schweiz punkten. Er spüre deshalb aber nicht besonders viel Druck, sagte Trainer Magnus Phersson. «Wir spielen auswärts gegen ein sehr starkes Team. Wir haben eigentlich nur zu gewinnen», so der Schwede.
Wie Petkovic kann auch Phersson aus dem Vollen schöpfen. Er wird auf ein Achse setzen, die sich aus Ausland-Profis zusammensetzt. Abwehrchef Ragnar Klavan von Augsburg, Mittelfeld-Regisseur Karol Mets von Viking Stavanger, der offensive Ideengeber Konstantin Wassiljew vom polnischen Erstligisten Piast Gliwice und Mittelstürmer Henri Anier von Dundee United bilden sie. Nach dreitägigem Camp im Tessin ist das estnische Team seit Mittwoch in Luzern. «Alles ist perfekt hier», vermeldete Phersson. «Wir haben gut gegessen und gut geschlafen. Körperlich sind wir bereit.»