Nach den Selbstmordanschlägen in Damaskus heizt ein falsches Bekennerschreiben die Spekulationen über die Drahtzieher des Blutbades mit 44 Toten an. Die syrische Muslimbruderschaft wies am Samstag in Damaskus Berichte zurück, wonach sie sich angeblich zu der Tat bekannt hatte.
„Es gehört nicht zu den Grundwerten der syrischen Muslimbruderschaft, die eigenen Leute zu töten“, zitierte Sheikh Anas Airut vom Nationalrat der syrischen Opposition in einem Telefongespräch mit der Nachrichtenagentur dpa den Chef der unter Assad verbotenen Muslimbrüder, Suheir Salem.
Die Muslimbrüder warfen im Gegenzug dem Regime von Präsident Baschar al-Assad vor, es habe ihre Webseite manipuliert und ein falsches Schuldeingeständnis platziert.
Selbstmordattentäter hatten nach offiziellen syrischen Angaben am Freitag zwei Autobomben fast zeitgleich vor Gebäuden der Sicherheitskräfte und des Geheimdienstes in die Luft gesprengt. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana meldete 44 Tote und weitere 166 Verletzte. Ärzte in Spitälern sprechen indessen von 50 Toten.
Es waren die ersten Selbstmordanschläge seit Beginn der Massenproteste gegen das Assad-Regime im März. Sicherheitskräfte begannen mit einer gross angelegten Suche nach Mittätern und Drahtziehern. Aus Damaskus berichteten Bewohner von zahlreichen Strassenkontrollen und Festnahmen.
Umstrittene Schuldzuweisung
Die syrische Regierung machte das Terrornetzwerk Al-Kaida für das Blutbad verantwortlich. Die Art und Weise, mit Anschlägen eine möglichst hohe Zahl von Menschen zu töten, sei ein Markenzeichen von Al-Kaida, hiess es in einer Erklärung des syrischen Innenministeriums.
Die Machthaber hatten auch den Aufstand der Demokratiebewegung als Terrorismus eingestuft. Die Behörden werteten die jüngsten Attacken in einer Erklärung als Eskalation eines seit neun Monaten anhaltenden Terrors.
Oppositionsaktivisten äusserten hingegen Zweifel an der Darstellung der Regierung, es handle sich um Terroranschläge. Im Internet diskutierten sie darüber, ob das Regime die Anschläge selbst inszeniert habe, um damit von der weiter andauernden Gewalt gegen die Demokratiebewegung abzulenken.
Auch am Samstag gingen Regierungstruppen erneut gegen Assad-Gegner in den Protestzentren Idlib und Homs vor. Dabei sollen mindestens 15 Menschen getötet worden sein. Seit Beginn des Aufstands gegen Assad im März sind nach UNO-Angaben mehr als 5000 Menschen ums Leben gekommen.