Wirklich grosse Kunst

Der Unlimited-Sektor der Art Basel vermag dieses Jahr nicht nur zu überzeugen, er hält sogar einige wirkliche Highlights parat. Puh… Jedesmal begehen wir denselben Fehler. Zu denken, man könne kurz bei der Art Unlimited reinschauen und dann in die Rundhofhalle rüberwechseln, zu den Galerieständen. Nur um dann zu merken, dass das «Unlimited» noch auf ganz […]

Der Unlimited-Sektor der Art Basel vermag dieses Jahr nicht nur zu überzeugen, er hält sogar einige wirkliche Highlights parat.

Puh… Jedesmal begehen wir denselben Fehler. Zu denken, man könne kurz bei der Art Unlimited reinschauen und dann in die Rundhofhalle rüberwechseln, zu den Galerieständen. Nur um dann zu merken, dass das «Unlimited» noch auf ganz anderes hinweisen kann als auf die Grösse der dort gezeigten Werke.

2012 waren nur wenige begeistert von dem, was Kurator Gianni Jetzer in der Messehalle 1 zusammengetragen hatte. Dieses Jahr könnte es wieder anders sein. Die Unlimited, wie dieser Sektor neu nur noch heisst, wirkt um einiges griffiger als im Vorjahr. Das mag daran liegen, dass gleich einige Arbeiten aus alten Materialien, aus Schlamm oder Erde geformt sind und damit tatsächlich greifbar erscheinen, oder aber daran, dass überhaupt mehr installative und weniger Videoarbeiten gezeigt werden.

Gleich am Anfang der Unlimited wollte ich mich ins Lazarett von Ai Weiwei stürzen (das mir empfohlen worden war), doch eine Führung verstopfte das ganze Zelt. Also rechts herum, vorbei an Matt Mullicans riesenhafter Malerei. Da steht man auch gleich vor Huang Yong Pings «Abbottabad», einer gartenhaften Installation, die den Ort, wo Osama Bin Laden gefunden wurde, nachbildet. In der Erde, die sich darin befindet, wachsen Pflanzen, und somit hat man auch schon das erste dieser eingangs erwähnten griffigen Werke vor Augen.

Wie auf Fotosafari

Irgendwie wähnt man sich in der Unlimited ja manchmal ein wenig wie auf einer Fotosafari. Kein Besucher mehr, der nicht mit iPhone, iPad oder gezückter Kamera dasteht. Beliebteste Motive dieses Jahr: Ha Ans hell beleuchtetes Rohr, Chiharu Shiotas Flechtwerk, das höhlenartige Gehäuse des Atelier Van Lieshout oder Piotr Uklanskis überdimensioniertes Halszäpfchen.

Mit der Kamera macht man ja im Grunde nichts anderes als zu sehen. Weshalb wir auch anraten, die Unlimited selber zu besuchen. Wer allerdings nur den besten Fotomotiven nachhechelt, der verpasst vielleicht Werke, die es auch zu betrachten lohnt: Die beruhigende Videoarbeit von Eija-Liisa Ahtila beispielsweise, die nicht mehr als eine horizontal gelegte Tanne zeigt. Thomas Demands Video, das im Modell eine stürmische Schifffahrt erzählt. Oder Kader Attias Slideshow «The Repair», einer Annäherung an ethnologische Objekte.

Entdeckungen kann man also wieder machen, dieses Jahr an der Unlimited. Nur Zeit sollte man sich nehmen. Und zwar nicht zu wenig davon.

Übrigens: Am Schluss wollte ich nochmal Ai Weiweis Werk begutachten. Aber da fand schon die nächste Führung statt. Wies aussieht, muss ich jetzt nochmal da hin.

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