Potential für die darbende Schweizerische Exportindustrie sieht der Kreditversicherer Euler Hermes im Iran. Vor allem für Pharmafirmen, den Maschinen- und Infrastrukturbau oder Hersteller von Nahrungsmitteln und Haushaltsgeräten ist die Ausgangslage vielversprechend.
«Die Aufhebung der Sanktionen sind eine Chance für die zur Zeit stagnierende Schweizer Exportbranche», lässt sich Stefan Ruf, CEO von Euler Hermes Schweiz in einer Mitteilung zu einer Studie zitieren. Er geht davon aus, dass die traditionell engen Verflechtungen zwischen der Schweiz und dem Iran nun schrittweise wieder aufgenommen werden.
In einem ersten Schritt stiegen die Nachfrage nach Lebensmitteln und Pharmaprodukten zur medizinischen Versorgung. Nachdem die Iranerinnen und Iraner diese Grundbedürfnisse gedeckt hätten, folgten in einem zweiten Schritt das neue Auto und die neuen Haushaltsgeräte. Darüber hinaus seien die Maschinen im iranischen produzierenden Gewerbe veraltet. Und die Infrastruktur müsse erneuert werden, sagt Ludivic Subran, Chefökonom bei der Euler Hermes Gruppe.
Iran hat grossen Nachholbedarf
Entsprechend sieht die Studie des Kreditversicherers Chancen für Schweizerische Maschinenbauer, Chemie-, Medizin- und Pharmaunternehmen, Bau- und Baumaterialfirmen, Automobilindustrie sowie Hersteller von Konsumgütern und Lebensmitteln. Die Studie legte Euler Hermes am Montag vor, im Vorfeld zur Iran-Reise des Wirtschaftsministers Johann Schneider-Ammann. Sie ist für Ende Februar geplant.
Der Nachholbedarf im Iran sei gross. So fehlten dem Iran seit 2011 Importe in Höhe von 30 Milliarden Euro schätzt die Studie. Folglich würden nun Importe wie auch Binnenkonsum «stark anziehen». Und: Durch seine Ölvorkommen verfüge der Iran über die entsprechenden Mittel, diese Importe zu finanzieren.
Schweiz in Konkurrenz zu China
Doch die Schweizer Unternehmen stünden in Konkurrenz zu chinesischen Firmen. Denn anders als der Westen pflegte China auch während der Sanktionen Handelsbeziehungen zum Iran. Besonders die Ölexporte vom Iran nach China hätten iranischen Unternehmen und Finanziers «hohe Reserven in Renmimbi beschert», die die Iraner quasi dazu zwängen, chinesische Produkte zu kaufen, so Subran. Mit der Öffnung des iranischen Marktes könnten Schweizer neben anderen westlichen Unternehmen den Chinesen Marktanteile streitig machen.
Ausser dem wirtschaftlichen Potential macht die Studie jedoch auch Risiken aus, nicht zuletzt im politischen Umfeld wie dem Verhältnis des Iran zu Saudi Arabien, aber auch weil nicht klar sei, inwieweit der iranische Staat auf den Handel Einfluss nehmen werde. «Ein ‚El Dorado‘, bei dem nach Aufhebung der Sanktionen sofort das Geld auf der Strasse liegt» sei der Iran nicht, sagt Subran.
Riskant sei auch, dass im Finanzsektor Dienstleister wie Banken und Versicherungen fehlten. Daneben bestünde ein Währungsrisiko, weil nicht klar sei, in welchen Währungen Geschäfte getätigt würden. Ausserdem sei unsicher, wie mit bürokratischen Hürden umzugehen sei. Und weil Unternehmensdaten in der Regel nicht öffentlich zugänglich seien, bestünde ein hohes Kreditrisiko, so der Kreditversicherer Euler Hermes in seiner Studie.