Wirtschafts-Nobelpreisträger enttäuscht von griechischer Regierung

Wirtschafts-Nobelpreisträger Paul Krugman hat die linksgeführte griechische Regierung in ihrem Kampf gegen die von den internationalen Gläubigern geforderten Sparmassnahmen lange unterstützt – inzwischen ist er von Athen enttäuscht.

Holte im Jahr 2008 den Nobelpreis: US-Ökonom Paul Krugman verfolgt die Griechenland-Krise aufmerksam (Archiv) (Bild: sda)

Wirtschafts-Nobelpreisträger Paul Krugman hat die linksgeführte griechische Regierung in ihrem Kampf gegen die von den internationalen Gläubigern geforderten Sparmassnahmen lange unterstützt – inzwischen ist er von Athen enttäuscht.

Er habe die Kompetenz der griechischen Regierung vielleicht überschätzt, sagte Krugman am Sonntag in einem Interview mit dem US-Fernsehsender CNN. Das Referendum gegen ein weiteres Spar- und Reformpaket habe die regierende Syriza-Partei angesetzt, ohne einen Plan B in der Tasche zu haben für den Fall, dass die Finanzhilfen ausblieben.

«Sie haben erstaunlicherweise geglaubt, dass sie bessere Bedingungen verlangen können, ganz ohne einen Notfallplan in der Tasche zu haben», sagte Krugman. Mit dem dritten Hilfspaket habe sich Griechenland nun «deutlich schlechtere Bedingungen» eingehandelt. «Das ist natürlich ein Schock.»

Krugman hatte in seinen Kolumnen in der «New York Times» immer wieder die von den meisten Euro-Staaten und den Kreditgebern geforderten Sparmassnahmen für Griechenland scharf kritisiert. Er argumentierte, dass eine radikale Sparpolitik eine rezessionsgeplagte Volkswirtschaft nicht gesunden, sondern noch tiefer in die Krise rutschen lasse.

Bei der Volksabstimmung am 5. Juli waren mehr als 60 Prozent der Griechen dem Aufruf ihrer Regierung gefolgt und votierten gegen ein mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF), der Europäischen Kommission und der Europäischen Zentralbank (EZB) ausgehandeltes Spar- und Reformprogramm. In der Folge stimmte die Regierung von Ministerpräsident Alexis Tsipras im Gegenzug für ein weiteres Hilfspaket aber dennoch weitreichenden Steuererhöhungen, Privatisierungen und Sozialreformen zu.

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