Trotz Jobabbau bei Zurich, Alstom und anderen: Wirtschaftsprofessor George Sheldon von der Universität Basel hält die Lage auf dem Arbeitsmarkt für nicht dramatisch. Besserung erwartet er zudem bei der hohen Ausländerarbeitslosigkeit: Diese sei eine Altlast, sagt er.
In den letzten Wochen häuften sich die Hiobsbotschaften von der Jobfront: Zurich, Swisscom, Alstom und andere streichen Stellen. Die Credit Suisse will den Jobabbau beschleunigen und Bucher produziert seine Kehrfahrzeuge künftig in Lettland statt in der Schweiz. Zudem stieg die Arbeitslosenquote im Januar auf den höchsten Stand seit fast sechs Jahren.
Dies alles beunruhigt Wirtschaftsprofessor Sheldon nicht. Die Sockelarbeitslosigkeit – also jener Teil der Arbeitslosigkeit, der auch bei guter Konjunktur verbleibe – sei konstant, sagt Sheldon in einem Interview mit dem «SonntagsBlick». Er bewege sich seit 1990 um die drei Prozent.
Sheldon sieht keine Anzeichen für eine Arbeitslosigkeit auf Rekordkurs. Der Schweizer Arbeitsmarkt sei sehr aufnahmefähig und die Dauer der Stellensuche im internationalen Vergleich gering: «Die Hälfte aller Arbeitslosen findet innerhalb von drei Monaten nach dem Stellenverlust einen neuen Job», sagt Sheldon.
Gar eine Verbesserung erwartet Sheldon bei der Ausländerarbeitslosigkeit. Diese ist heute vergleichsweise hoch: Im Januar lag die Arbeitslosenquote bei Ausländern bei 7,6 Prozent, bei Schweizern waren es 2,6 Prozent.
«Das ist eine Folge der Rekrutierungspolitik in den 70er- und 80er-Jahren», sagt Sheldon. Damals hätten Schweizer Unternehmen fast nur niedrig qualifizierte oder sogar ungelernte Ausländer ins Land geholt. Viele dieser Migranten seien für aktuelle Anforderungen der Firmen nicht genügend qualifiziert. «Die arbeitslosen Migranten sind eine Altlast», sagt Sheldon.
Seit den 90er-Jahren seien die Zuwanderer ganz anders qualifiziert. Heute verfügten gegen 60 Prozent über einen Hochschulabschluss. Diese Leute hätten kaum ein Risiko, arbeitslos zu werden. Damit werde der Anteil der Ausländer unter den Arbeitslosen längerfristig sinken, so Sheldon.