Der Frankenschock hat auch in der Region Basel deutliche Spuren hinterlassen: Das Wirtschaftswachstum der Nordwestschweiz verlangsamte sich in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres auf 1,2 Prozent. 2014 war die Wertschöpfung noch um 2,7 Prozent gestiegen.
Gemäss der am Freitag in Muttenz präsentierten Wirtschaftsstudie Nordwestschweiz konnten von Januar bis September mit einer Ausnahme alle Sektoren ihre Wertschöpfung steigern. Einzig die Landwirtschaft musste ein Minus von 7,1 Prozent verbuchen.
Öffentliche Hand mit stärkstem Wachstum
Den grössten Wertschöpfungszuwachs verzeichnete mit einem Plus von 3,3 Prozent die öffentliche Hand. Zudem nahm die Beschäftigung in diesem Sektor um 1,3 Prozent zu – so stark wie in keinem anderen Sektor.
Studienverfasser Rainer Füeg führt diese Entwicklung darauf zurück, dass die öffentliche Hand den Wechselkursen nicht ausgesetzt ist und bei den Steuereinnahmen vom guten Vorjahr profitieren kann. Zudem habe sie für einmal weniger hohe Summen in die Pensionskassen stecken müssen.
Stark getroffen von der Aufhebung der Eurountergrenze durch die Schweizerische Nationalbank war dagegen die Exportwirtschaft, deren Umsätze schlagartig einbrachen. Dass die Nordwestschweizer Industrie in den ersten neun Monaten dennoch um 1,4 Prozent wuchs, ist laut Füeg der Pharma zu verdanken. Ohne diese wäre dieser Sektor um ein halbes Prozent geschrumpft.
Der Dienstleistungssektor konnte zwar die Wertschöpfung vor allem dank den Banken und dem Bereich Forschung und Entwicklung insgesamt um 0,5 Prozent erhöhen. Grosshandel und Grossverteiler entwickelten sich aber laut der Studie rückläufig. Im Gewerbe konnten ausser dem Fachhandel alle Branchen zulegen, was die Wertschöpfung um 1,2 Prozent ansteigen liess.
Für 2016 Plus von 1,7 Prozent prognostiziert
Für das kommende Jahr prophezeit Füeg der Nordwestschweiz wieder ein leicht stärkeres Wirtschaftswachstum. Nach seiner Einschätzung dürfte die Wertschöpfung um 1,7 Prozent zulegen.
Ein Plus von 2 Prozent erwartet Füeg für die Exportindustrie und die Finanzwirtschaft, gar um 2,5 Prozent soll die Pharmaindustrie zulegen. Nur schwach wachsen oder gar stagnieren dürfte dagegen die Bauwirtschaft. Für die öffentliche Hand geht der Autor der Studie wegen einer Pensionskassen-Ausfinanzierung von einem deutlich schwächeren Wachstum aus als 2015.
Die Nachfrage nach Arbeitskräften dürfte gemäss Füeg 2016 um knapp ein halbes Prozent steigen. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahr stieg die Beschäftigung um 0,4 Prozent. Ausser in der Industrie (-0,7 Prozent) und in der Landwirtschaft (-0,5 Prozent) entstanden in allen Sektoren neue Arbeitsplätze – mehr als die Hälfte davon in der öffentlichen Hand.