Wissenschaftler analysieren die Angriffsstrategie der Mücken

Im Hochsommer stechen sie wieder, die Mücken, und laut US-Forschern gibt es kaum ein Entrinnen vor ihnen. Die Wissenschaftler haben die dreistufige Suchstrategie der lästigen Insekten nach neuen Blutopfern im Detail analysiert.

Lästig, aber effizient: Mücken finden ihre Opfer mit Hilfe von drei verschiedenen Sinnen. Im Bild die Überträgerin des Dengue-Fiebers, Aedes aegypti. (Bild: sda)

Im Hochsommer stechen sie wieder, die Mücken, und laut US-Forschern gibt es kaum ein Entrinnen vor ihnen. Die Wissenschaftler haben die dreistufige Suchstrategie der lästigen Insekten nach neuen Blutopfern im Detail analysiert.

Um an eine Blutmahlzeit für ihre Nachkommen zu kommen, nutzen die Mückenweibchen demnach gleichzeitig Geruchs-, visuelle und thermische Hinweise, wie das Team nun im Fachjournal «Current Biology» berichtet.

«Die unabhängige und stufenweise Art der sensomotorischen Reflexe der Mücken macht ihre Wirts-Suchstrategie auf lästige Weise stabil», schreiben die Forscher um Michael Dickinson vom California Institute of Technology. Immerhin könnten die Resultate über das Mückenverhalten in Zukunft dabei helfen, bessere Mückenfallen zu entwickeln.

Mücke im Windkanal

Wie genau die Mücken einen Menschen aufspüren, haben die Forscher im Windkanal getestet. Für jedes Experiment liessen sie 20 gepaarte und hungrige Mückenweibchen fliegen. Sie liessen eine Wolke CO2 in den Windkanal strömen, um den Atem eines Menschen zu simulieren. Es ist bekannt, dass viele Insekten in Richtung von CO2-Quellen fliegen.

Auch die Weibchen in diesem Versuch hielten im Tunnel auf die CO2-Wolke zu, nicht jedoch auf einen Stoss Umgebungsluft. Aus Experimenten mit Fruchtfliegen wussten die Forscher, dass das CO2 aber auch einen weiteren Effekt haben kann: Die Tiere reagieren stärker auf visuelle Reize.

Vom Riechen zum Sehen

Tatsächlich wurden auch die Mücken von einem dunklen, kontrastreichen Objekt am Boden des Windtunnels angelockt, wenn sie in einer CO2-Wolke flogen. Interessanterweise ignorierten sie das Objekt, wenn es keine CO2-Wolke gab.

«Neu ist die Erkenntnis, dass die CO2-Wolke Mücken auf ein kontrastierendes Objekt zusteuern lässt», liess sich Mitautor Floris van Breugel in einer Mitteilung zitieren. Speziell daran war, dass es am Boden des Windkanals, wo sich das Objekt befand, gar kein CO2 mehr gab. Die Mücken hatten also einen Erinnerungseffekt.

Mit heizbaren Glasgefässen testeten die Wissenschaftler dann die Tendenz der Mücken, auf Wärme zu reagieren. Die Tiere zeigten für das körperwarme Objekt eine grössere Präferenz als für jenes bei Raumtemperatur, und zwar unabhängig von der Anwesenheit von CO2.

«Elegante» Strategie

Daraus rekonstruierten die Forscher die Suchstrategie der Mücken: Aus einer Distanz von 10 bis 50 Metern riechen die Tiere das CO2. Wenn sie sich auf 5 bis 15 Meter nähern, sehen sie den Wirt. Sie folgen den visuellen Hinweisen, bis sie ab etwa einem Meter Distanz die Körperwärme wahrnehmen – und so ihren Landeplatz finden.

«Unsere Experimente legen nahe, dass Mückenweibchen verschiedene Sinnesinformationen auf elegante Weise verbinden», sagte Dickinson. «Sie achten nur auf visuelle Objekte, wenn sie einen Wirt in der Nähe riechen.» Dies stelle sicher, dass sie keine Zeit damit verschwendeten, falsche Ziele wie Steine zu untersuchen.

«Für einen Menschen, der nicht gestochen werden möchte, unterstreichen unsere Resultate einige bedauerliche Realitäten», schreiben die Autoren. «Sogar wenn man seinen Atem unbegrenzt lange anhalten könnte, würden die Mücken dem Atem anderer Menschen weit genug folgen, um visuellen Kontakt herzustellen.» Und auch wenn man sich unsichtbar machen könnte, würden sie noch der Körperwärme folgen. Da hilft nur noch ein Moskitonetz.

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