Flut, das klingt nach einer Gefahr aus den Ozeanen. Doch überlaufende Flüsse können riesige Schäden verursachen – mit steigender Tendenz, warnen Wissenschaftler. Schon jetzt entstehen durch Naturkatastrophen enorme Kosten.
Die Schäden durch Hochwasser von Flüssen könnten sich nach Schätzungen von Wissenschaftlern in den nächsten 15 Jahren mehr als verfünffachen.
Bis zum Jahr 2030 müsse mit volkswirtschaftlichen Schäden von 521 Milliarden Dollar in jedem Jahr gerechnet werden, hiess es am Donnerstag vom Washingtoner World Resources Institute (WRI). Derzeit seien es 96 Milliarden pro Jahr.
Insgesamt verursachen nach UNO-Angaben vom Mittwoch (Ortszeit) Naturkatastrophen derzeit einen jährlichen Schaden von bis zu 300 Milliarden Dollar.
Besonders grosse Bedrohung in Ostasien
Die Zahl der durch Hochwasser betroffenen Menschen drohe drastisch zu steigen, von derzeit 21 Millionen auf etwa 54 Millionen bis 2030, hiess es beim WRI. Sozioökonomische Entwicklungen sind demnach neben dem Klimawandel, der zu mehr extremen Wettersituationen führt, die Hauptursache für den Anstieg.
Besonders grosse Probleme mit Hochwasser seien im dicht besiedelten Ostasien zu erwarten. Von 20 Ländern mit besonders starker Bedrohung lägen zwölf in Ostasien, darunter die ersten sechs.
In der Liste finden sich zudem Brasilien, Ägypten, der Irak – und als einziger westlicher Staat die USA. Mit derzeit 170’000 betroffenen Menschen im Jahr bei mehr als 320 Millionen Einwohnern ist der Anteil in den USA aber gering.
Das am stärksten betroffene Land ist mit Abstand Indien. Schon jetzt seien dort jährlich 4,8 Millionen Menschen von Fluten an Flüssen betroffen, deutlich mehr als in Bangladesch (Platz zwei/3,4 Millionen) und China (Platz drei/3,2 Millionen).
Geringes Risiko für die Schweiz
In der Schweiz sind momentan laut den Wissenschaftlern jährlich rund 8500 Menschen von Überschwemmungen bedroht. Das Land liegt damit in der Liste der 163 verglichenen Länder auf Position 102. In Deutschland sind fast zehn mal mehr Menschen gefährdet.
Der Münchner Rückversicherer Munich Re bestätigt den prognostizierten Trend. «Schadenrelevante Hochwasserereignisse haben sich weltweit seit 1980 etwa vervierfacht. Die Schäden sind stark durch steigende Werte in gefährdeten Gebieten getrieben, was insbesondere auf sich schnell entwickelnde Länder etwa in Asien zutrifft», sagte Prof. Peter Höppe, Leiter der GeoRisikoForschung bei dem Rückversicherer.
«Hochwasser gilt als die Naturgefährdung, bei der Vorsorge den grössten schadenmindernden Effekt hat. Gerade bei Überschwemmungen muss eine erhöhte Gefährdung nicht zwangsläufig zu höheren Schäden führen.» Deshalb sei es wichtig, dass das Risikobewusstsein geschärft werde, so Höppe.
Mehr Vorsorge gefordert
In den USA seien am Mississippi über 80 Jahre hinweg 14 Milliarden Dollar in den Hochwasserschutz investiert worden. Eine Flut 2011 habe zwar drei Milliarden Dollar Schaden verursacht. Ohne die Vorsorge wären es Schätzungen zufolge aber 237 Milliarden gewesen.
UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte am Mittwoch (Ortszeit) mehr Engagement bei der Katastrophenvorsorge. «Wir müssen etwas tun.» Vorsorge rette Leben und begrenze die Schäden, sagte er bei der Vorstellung eines UNO-Berichts in New York.
Um wirtschaftliche Einbussen von bis zu 300 Milliarden Dollar im Jahr zu vermeiden, müssten weltweit jährlich 6 Milliarden Dollar in Strategien zur Katastrophenvorsorge investiert werden, hiess es in dem Bericht.
Vom 14. bis 18. März hält die UNO ihre dritte Weltkonferenz zur Katastrophenvorsorge im japanischen Sendai ab. Es wird erwartet, dass die Vertreter der Mitgliedsstaaten für das kommende Jahrzehnt eine gemeinsame Strategie im Katastrophenschutz festlegen.