Der Quartierladen «Witwe Bolte’s» ist am Ende, doch der Party-Service bleibt bestehen.
Was hat das erste Opfer der Lausbubenstreiche von «Max und Moritz» mit dem Quartierladen an der Vogesenstrasse 123 gemeinsam? Genau, sie teilen sich den Namen, sind bekannt für ihre Kost und haben mit Problemen zu kämpfen. Der Witwe Bolte in Wilhelm Buschs Bildergeschichte machten allerdings nur zwei dreiste Flegel das Leben schwer. Beim gleichnamigen Spezialitätengeschäft im St. Johann übernimmt dies dagegen das Ladensterben.
Wo bis im Sommer noch «Witwe Bolte’s» stand, herrscht nun gähnende Leere. Dabei war es so etwas wie ein Unikum: Vor seinem Eingang wurde stets auch gegrillt und geplaudert.
Treffpunkt im Quartier
Nach vier Jahren Betrieb ist das St. Johann wieder um einen Tante-Emma-Laden ärmer. «Witwe Bolte’s» wird neuen Büroflächen weichen. Der Party-Service besteht aber weiterhin. Die kalten Platten, indisch-pakistanischen Gerichte und brasilianischen Churrasco-Spiesse bereitet «Witwe Bolte’s» in der Küche des Restaurants «Biryani Haus» an der Amerbachstrasse 14 zu.
Inhaberin Sabine Zemp und Geschäftsführerin Irene Longoni bedauern, dass sie ihren Laden nicht länger halten konnten. «Viele Leute fanden die Idee toll – und doch wurden wir zu wenig unterstützt», sagt Longoni. Dabei seien es erstaunlich viele Kunden von ausserhalb gewesen, die dem Laden die Stange gehalten hätten: «Per Facebook wurden sogar Leute aus dem Aargau, Solothurn, Bern oder Zürich auf den lustigen Namen aufmerksam.»
«Viele Leute fanden die Idee toll – und doch wurden wir zu wenig unterstützt», sagt Inhaberin Irene Longoni.
Aus den Reihen der Anwohner gehörten vor allem auch finanziell schlechter gestellte Menschen zur treuen Stammkundschaft. «Witwe Bolte’s» entwickelte sich so zu einer Art Treffpunkt – Randständige und Leute aus der UPK kamen oft vorbei. «Vielleicht hat das andere Leute abgeschreckt», glaubt Zemp. Zudem hätten auch sie die Eurokrise zu spüren bekommen. Und es fehlten die Mittel, um den Laden auf Vordermann zu bringen.
«Ideen, die dem Quartier eigentlich guttun, werden leider zu wenig gefördert», klagt die Inhaberin. Die viel diskutierte Stadtentwicklung im St. Johann habe dem Tante-Emma-Laden nicht viel gebracht. Die potenzielle Kundschaft vom Novartis Campus etwa sei ausgeblieben, da es dort schon Verpflegungsangebote gebe.
Nebst Grillgut hatte der Quartierladen Gewürzmischungen, Spezialitäten aus dem Kanton Uri sowie portugiesische und brasilianische Lebensmittel im Sortiment. Mit dem Raben «Hans Huckebein», einer weiteren Figur des Zeichners Wilhelm Busch, hatte der Laden ein eigenes Bio-Label, das Produkte aus regionalen Bauernhöfen garantierte. Auf Anfrage sind diese Produkte beim Party-Service noch immer zu haben.
Zurück zur Ursprungsidee
Es sei die Idee gewesen, «etwas zu bieten, das die Grossverteiler nicht haben». Man habe «nicht einfach nur mit dem Alkohol das Geschäft machen» wollen, erklärt Geschäftsführerin Longoni.
Nach dem Aus für den Laden muss sie wieder einmal flexibel sein. Das ist Longoni allerdings gewohnt: Mit einer Hauswarts- und Charcuterieausbildung sowie Erfahrungen in Malerarbeiten und Produktemanagement hat sie bereits einiges gemacht. Dazu gehörte auch ein Grillstand, den Longoni für private Feierlichkeiten oft betrieben hatte.
An solch einer Feier sei denn auch die ursprüngliche Idee für «Witwe Bolte’s» entstanden. Die Gäste am Grillstand hätten sie immer wieder ermuntert, einen Party-Service daraus zu machen. Zu diesem Ursprungskonzept kehrt Longoni nun also wieder zurück. Und das mitsamt dem bewährten Namen aus Wilhelm Buschs «Max und Moritz».
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