Die Witwe des kubanischen Regierungsgegners Oswaldo Payá hat die amtliche Darstellung zum Tod ihres Mannes zurückgewiesen. Ofelia Acevedo kritisierte, dass sie keine Gelegenheit erhielt, mit den beiden ausländischen Überlebenden und Augenzeugen des tödlichen Verkehrunfalls zu sprechen.
Sie lehne den Untersuchungsbericht ab, weil es der amtliche Bericht der kubanischen Regierung sei und sie keinen Zugang zu den darin erwähnten Informationen gehabt habe, sagte Acevedo der Nachrichtenagentur AFP am Samstag. „Ich habe keinerlei Grund, diese Version der Ereignisse zu glauben“, fügte sie an.
Behörde beschuldigen Fahrer
Im am Freitag veröffentlichten Untersuchungsbericht heisst es, der Fahrer des Autos, in dem Payá verunglückte, habe keine ausreichende Kontrolle über das Fahrzeug gehabt, sei zu schnell gefahren und habe bei schlechten Strassenbedingungen abrupt gebremst. Der Wagen sei danach von der Strasse abgekommen und gegen einen Baum geprallt.
Der Unfall hatte sich am vergangenen Sonntag im Südosten der Karibikinsel ereignet. Beim Unfall starb auch der kubanische Regierungsgegner Harold Cepero.
Der Fahrer des Fahrzeugs, der Vizesekretär der Jugendorganisation der konservativen spanischen Volkspartei (PP), Ángel Carromera, und der Vorsitzende von Schwedens Christdemokratischem Jugendverband, Jens Aron Modig, wurden verletzt.
Zweites Auto involviert?
Payás Angehörige bezweifeln die Version der Behörden über den Unfall schon länger. Ihrer Überzeugung nach wurde der Unfall von einem zweiten Wagen provoziert. Im amtlichen Untersuchungsbericht, der sich auf die Aussagen von drei Augenzeugen des Unfalls und die Angaben des Fahrers beruft, ist indes von einem zweiten Fahrzeug keine Rede.
Payá, der Gründer einer christlichen Bürgerrechtsorganisation für Demokratie und Menschenrechte in Kuba, hatte 2002 den Sacharow-Preis für Meinungsfreiheit des Europaparlaments erhalten. Der Ingenieur und Bürgerrechtler hatte 1998 eine Petition für eine freie Volksabstimmung über politische Reformen in Kuba gestartet.