Fürs Fussballspielen ist Wladimir Putin nicht bekannt. Das Sportherz des russischen Präsidenten schlägt für Judo und Eishockey.
Der sportaffine Staatschef exerziert täglich und zeigt sich der ganzen Welt dabei manchmal ganz bewusst oben ohne.
Kampfgeist und voller Einsatz: Russlands Präsident Wladimir Putin erwartet beim Sport viel, auch von sich selbst. Beim Eishockey, Judo, selbst im Fitnessstudio gibt er alles. Es gehe ihm ums Adrenalin, sagt der Kremlchef in einem Interview mit US-Starregisseur Oliver Stone.
«Du musst dein Bestes geben», betont er lässig, bevor er aufs Eis geht. Sein Trikot ist stets in den Farben Russlands gehalten: Rot, Weiss und Blau. Die Nummer 11 prangt wie immer auf seinem Rücken, in kyrillischen Buchstaben ein simples «Putin».
Nun muss sich der Kremlchef auf eine neue Sportart einstellen: Fussball. In seinem Riesenstaat findet der Confederations Cup statt. 2018 folgt das grösste Fussballereignis überhaupt, die Weltmeisterschaft. Anders als die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel ist Putin nicht dafür bekannt, ein grosser Fussballfan zu sein. Als Sportler gibt er der Sbornaja, der russischen Nationalmannschaft, vor dem Confederations Cup mit auf dem Weg: «Mit echter Hingabe spielen, wie echte Kämpfer und Sportler.» Doch wie sportlich ist Putin selbst?
DAS TRAINING: Der 64 Jahre alte Präsident soll täglich exerzieren: Trotz vollen Terminkalenders geht er nach eigenen Angaben jeden Tag ins eigene Fitnessstudio, stemmt Gewichte. Danach gehe es noch weiter: Ein paar Runden schwimmen, «um den Kopf freizubekommen». Manchmal begleitet ihn Regierungschef Dimitri Medwedew, der Kreml veröffentlichte sogar Bilder der sportelnden Spitzenpolitiker im Trainingsanzug.
DIE LEIDENSCHAFT: Schon im Teenage-Alter hat Putin Judo für sich entdeckt. Er hat den schwarzen Gürtel und war in jungen Jahren auch Stadtmeister in seiner Heimat St. Petersburg. Judoka Putin soll nach Angaben seines ehemaligen Trainers ein «nicht sonderlich kräftiger, aber dafür ausdauernder» Kämpfer gewesen sein. Bei einem Staatsbesuch in Japan vor mehr als 15 Jahren legte der damals noch zierlich wirkende Putin seine körperlich überlegenen Gegner reihenweise aufs Kreuz. Auch Sambo, eine Mischung aus Judo und Ringen, zählt zu seinen präferierten Sportarten.
Seit er 60 Jahre alt ist, geht Putin einer neuen Leidenschaft nach: dem Eishockeyspielen. «Ich konnte vorher nicht Eislaufen», sagt er im Interview. Aber es sei immer interessant, etwas Neues zu lernen. Seitdem präsentiert er sich regelmässig auf dem Eis, mal mit dem Verteidigungsminister Sergej Schoigu im Team, ein anderes mal mit seinem weissrussischen Counterpart, Alexander Lukaschenko. Doch immer bleibt: Putin schiesst regelmässig die entscheidenden Tore.
DER RUHM: Das Volk jubelt, das Match wird sogar in den Hauptnachrichten im Staatsfernsehen prominent erwähnt. Kremlnahe Zeitungen schrieben vom «Triumph auf dem Eis» oder der «siegreichen Taktik des Präsidenten». Im Gegensatz zu seinem oft angeschlagenen wirkenden Vorgänger Boris Jelzin ist Putin stets darauf bedacht, seine Gesundheit und sich in bester Form zu präsentieren. Bilder mit nacktem Oberkörper beim Reiten in der Taiga und beim Fischen sollen dem Volk zeigen: Der Präsident ist fit. «Wer in Bewegung bleibt und auf Sieg setzt, der wird ihn erringen», sagte Putin einmal.
IN DER ÖFFENTLICHKEIT: Gemeinsam mit dem japanischen Olympiasieger Yasuhiro Yamashita gibt er vor zehn Jahren eine Judo-DVD für Anfänger heraus. In dem Buch «Judo: Geschichte, Theorie, Praxis» verknüpft Putin seine Erfahrungen aus Studenten-Jahren mit der Beschreibung seiner Eindrücke einer Japan-Reise.
«Super-Putin» heisst auch eine Comic-Heldensaga, die jedoch offiziell nicht im Staatsauftrag erschienen sein soll. In der dramatischen Bildergeschichte rettet der in einen Judo-Kimono gekleidete Kremlchef etwa einen Linienbus vor einem Terroranschlag.
DIE ENTSPANNUNG: Beim Schwimmen, so Putin im Interview, könne er abschalten. «Da kommen mir absurde Gedanken», sagt er. Yoga wollte er einmal probieren («Das reizt mich sehr»), doch die indischen Entspannungsübungen sollen es ihm dann doch nicht so angetan haben: «Ich schaue lieber aus der Ferne zu», sagt er.