Stöckli sieht seine grossen Anstrengungen auch in St. Moritz belohnt. Der Schweizer Ausrüster schnappt sich nach Olympia-Gold 2014 und dem WM-Titel 2015 in der Abfahrt auch denjenigen von 2017.
Für die Firma Stöckli hätte die erste WM-Woche fast nicht besser enden können. Am Sonntag, als in St. Moritz innert vier Stunden gleich beide Abfahrten ausgetragen wurden, fuhr zunächst die Slowenin Ilka Stuhec zu Gold. «Für die Abfahrt ist der Aufwand mit Abstand am grössten und hat die Skimarke auch den grössten Einfluss», sagt Walter Reusser, Direktor Wintersport bei Stöckli. Stuhecs Erfolg sei deshalb auch «der Ritterschlag» für das Test-Team, das pro Saison rund 3000 Kilometer für Skitests abspult.
Im Rennen der Männer gab es für die Luzerner Firma zwar keine Medaille, doch im oberen, flachen Teil der Abfahrt liefen die Ski hervorragend. So lagen der Berner Nils Mani nach 28 Fahrsekunden an dritter und der Slowene Bostjan Kline bei der Zwischenzeit nach 43 Sekunden an erster Stelle. «Nach den Abfahrten kamen selbst Mitbewerber zu uns und bestätigten, dass wir die schnellsten Ski hatten», erzählt Reusser. Auch sei es generell wichtig gewesen zu zeigen, dass andere, grössere Skihersteller in der Schweiz auf diesem Schnee Stöckli gar nichts vormachen könnten.
Gesundes Wachstum
Zum Vergleich: In der Saison 2015/16 produzierte Stöckli 50’000 Paar Ski, das sind acht- bis zehnmal weniger als Head, Atomic, Salomon und Rossignol. Für die kommenden Jahre streben die Luzerner ein gesundes Wachstum an; dafür wird gerade der Standort Malters ausgebaut. Bewährtes wie das eigene Vertriebssystem und die Positionierung als Premium-Marke mit einer gewissen Exklusivität wolle man beibehalten, so der Direktor Wintersport.
Reusser bezeichnet den Marktanteil von Stöckli-Ski in der Schweiz mit rund 15 Prozent als «hoch». Gar 35 Prozent beträgt dieser, wenn nach Wert gerechnet wird. Kostet in der Schweiz ein Paar Ski im Durchschnitt etwa 420 Franken, so sind es bei Stöckli rund 1000 Franken. Die Preisdifferenz ist vor allem durch den Produktionsstandort Schweiz erklärbar. «Bei uns verdient ein Mitarbeiter in der Produktion pro Monat 4800 Franken, bei Mitbewerbern liegt dieser Lohn bei rund 1100 Euro», so Reusser.
Top-Duo Stuhec und Rebensburg
Er bezeichnet Österreich, Italien und die USA als wichtigste Nationen im Ausland bezüglich Verkauf von Skis aus Malters. Die wichtigsten Fahrer, die momentan bei Stöckli unter Vertrag stehen, heissen Ilka Stuhec und Viktoria Rebensburg. Gerade für die Deutsche sei es nicht ganz einfach, so Reusser, dass ihr die Slowenin etwas den Rang ablaufe. «Doch Konkurrenz belebt schliesslich das Geschäft. Ich würde Rebensburg, die in der Vorbereitung im Herbst wegen einer Verletzung viele wichtige Ski-Tage verpasst hat, eine Medaille im Riesenslalom sehr gönnen.»
Bei den Männern erwähnt der Berner, der 2005 als Swiss-Ski-Trainer zu Stöckli wechselte und dort Rennsportleiter wurde, neben Junioren-Weltmeister Marco Odermatt auch den Slowenen Kline. «Marco ist ein Super-Talent, aber leider gerade verletzt. Bostjan (Kline) beweist mit seinen Leistungen, dass unser Engagement auch bei den Männern Sinn macht.»
«Nicht geduldet, sondern respektiert»
Mit und dank Tina Maze, die 2008 unter Vertrag genommen wurde, stieg Stöckli im Skirennsport in eine neue Sphäre auf. «Danach waren wir nicht mehr nur geduldet, sondern respektiert», sagt Reusser. Schweizer Spitzenfahrer oder -fahrerinnen stehen hingegen bei Stöckli (noch) nicht unter Vertrag. Walter Reusser spricht davon, dass man im vergangenen Frühling «super Tests» gehabt habe mit Justin Murisier und Wendy Holdener. Letztlich entschied sich das Duo trotzdem nicht zum Wechsel. «Ich verstehe, dass sie nach erfolgreichen Saisons bei ihren Skimarken geblieben sind. Vielleicht haben wir aber vorgespurt für die Zukunft», hofft der 41-Jährige.
Und bei Lara Gut sei die Situation so, «dass sie mir gesagt hat, sie wolle die gleichen Ski wie Anna Veith und Lindsey Vonn fahren. Dann liege es nur an ihr.» Generell müsse aber Stöckli auch den Anspruch haben, junge Athleten an die Spitze zu bringen und zu begleiten. «Dann werden sie auch bei uns bleiben.»
Verdienst von drei Millionen
Gerade durch Mazes Rücktritt wäre bei Stöckli Geld für Neuverpflichtungen vorhanden, denn Stuhecs Vertrag bewegt sich fernab der finanziellen Dimensionen, in denen sich ihre Landsfrau in ihrer besten Saison (2012/13) bewegt haben soll. Da werden drei Millionen Franken genannt, wobei diese Summe auch die über 700’000 Franken Preisgeld für elf Weltcupsiege und 13 weitere Podestplätze beinhaltet.
Reusser stellt klar, dass die Prämien von Stöckli «bei weitem keine Million» betragen haben. Sein Budget für die ganze Rennsportabteilung, die aus den Bereichen Alpin und Snowboardcross besteht, beläuft sich auf rund 2,5 Millionen Franken. Davon werden knapp zwei Drittel für die Athleten aufgewendet, der Rest für Infrastruktur, Serviceleute, Spesen und Reisen.