Die Nachhaltigkeit ist für die Organisatoren der Ski-WM in St. Moritz ein zentrales Thema. Das zukunftsorientierte Projekt ist bis ins Jahr 2030 ausgelegt.
Offiziell fiel der Startschuss für die fünfte alpine Ski-WM in St. Moritz im Mai 2012, als die Bündner am FIS-Kongress im Resort Kangwonland in Südkorea im dritten Anlauf nach Niederlagen gegen Schladming (2013) und Beaver Creek (2015) den Zuspruch als Organisator erhielten. Die ersten Schritte zur Kandidatur unternahmen sie im Engadin allerdings schon viele Jahre zuvor. Das Ansinnen, nach den Titelkämpfen 2003 das nächste WM-Projekt aufzugleisen, fand an der 100. Delegiertenversammlung von Swiss-Ski Anfang Juli 2004 in Basel lückenlose Zustimmung.
Für den OK-Präsidenten Hugo Wetzel und seine Mitstreiter war die Fortsetzung der WM-Geschichte in St. Moritz im Sinne der Nachhaltigkeit ein logischer Entscheid. Im Hinblick auf die Weltmeisterschaften 2003 wurde rund die Hälfte des Budgets von rund 80 Millionen Franken für die Optimierung der Infrastruktur und Anpassungen an der Rennstrecke aufgewendet. Investiert wurde unter anderem in den Ausbau des Zielgeländes und in den Startbereich mit dem attraktiven «freien Fall» mit einem Gefälle von 45 Grad, dank dem die Fahrer in wenigen Sekunden auf 140 Stundenkilometer beschleunigen.
Ein grosser Posten im Budget der letzten WM war die Ausweitung der Beschneiungsanlage entlang der (Abfahrts-)Piste. Damit wurde die flächendeckende Schneeproduktion möglich, die im Pflichtenheft der FIS für WM-Organisatoren verankert ist. Der Passus in den Weisungen des Internationalen Verbandes definierte die Nutzung von Beschneiungsanlagen in Graubünden neu. Er erforderte eine Änderung in der kantonalen Verordnung, die zuvor lediglich eine punktuelle Beschneiung zugelassen hatte. Der Antrag wurde vorerst begleitet vom Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung. Vom Entscheid zugunsten von St. Moritz profitieren nunmehr alle Betreiber von Skigebieten im Kanton. Seither ist in ganz Graubünden die lückenlose Beschneiung erlaubt.
Schweizweit grösster Naturspeichersee
Die Wasserversorgung für die künstliche Schneeproduktion im Gebiet Corviglia stellt seit dem vorletzten Herbst der Naturspeichersee Lej Alv, das schweizweit grösste Gewässer seiner Art, mit einem Volumen von über 400’000 Kubikmetern Wasser sicher. Dank dem auf rund 2500 Metern über Meer gelegenen See kann ein grosser Teil des Wassers während der Schneeschmelze direkt vom Berg gewonnen werden und muss nicht mehr hochgepumpt werden. Die dadurch eingesparte Energie ist beachtlich. Sie entspricht dem jährlichen Strombedarf von rund 400 Haushalten.
Die Nachhaltigkeit hat in St. Moritz im Wortsinn viele Gesichter. Die «Voluntaris», die freiwilligen Helferinnen und Helfer, ohne die die Organisation eines Grossanlasses nicht möglich wäre, bilden das Herzstück des zukunftsorientierten Konzepts, das auf der Grundlage des Berichts «Nachhaltigkeit, Innovation, Vermächtnis» zum Projekt «Graubünden 2022» für die Ski-WM erstellt wurde.
Während der Ski-WM stehen rund 1500 «Voluntaris» in verschiedensten Funktionen im Einsatz. Viele von ihnen stellen sich auch für Aufgaben im Zuge von Weltcup-Rennen zur Verfügung. Betreffend Weltcup sind die Pläne in St. Moritz bis ins Jahr 2030 ausgelegt. Bis dahin hat der mit Swiss-Ski, den Gemeinden und dem Kanton ausgehandelte Vertrag Gültigkeit. Ziel der örtlichen Organisatoren ist ein fester Platz im Weltcup-Kalender. Auch in Bezug auf den Spitzensport ist Nachhaltigkeit in St. Moritz also gewährleistet.
Sportliches St. Moritz
Die Ski-WM soll auch das Dorf St. Moritz langfristig beeinflussen. Die Gäste sollen sich, so die Idee der Organisatoren, ein Bild darüber machen, dass der Weltkurort nicht nur dem Stelldichein der Schönen und Reichen dient, sondern hier Ferien für jedes Budget möglich sind. «Es gibt die Schwellenangst. Aber St. Moritz ist ein Dorf zum Anfassen», sagt Wetzel. Den Luxus, mit dem St. Moritz primär in Verbindung gebracht wird, definiert er anders. Er nennt die Zeit als wertvolles Gut für unsere Gesellschaft. «Sich Zeit nehmen ist bei uns immer und überall möglich.» Wie es sich für «die sportliche Destination St. Moritz» eben gehört.