Mitte April eröffnete der «Nachthafen» im Warteckturm. Künstler auf Durchreise finden hier einen flexiblen Raum zum Schlafen, Wohnen und Proben. Die Startphase des Projekts verlief bereits vielversprechend.
Steil und gewunden schlängelt sich die Treppe am Malzsilo des Wartecks hinauf. Ein Abzweiger hier, ein Ausstieg da, nach drei Etagen hat man es geschafft: Auf gleicher Höhe mit der offenen Dachterrasse erreicht man den «Nachthafen».
Der Raum soll sein, was sein Name verspricht: Ein Ort der Ankunft, der Unterkunft, der Ruhe. Seit Mitte April stehen hier acht Betten bereit, bei Bedarf können noch mehr Schlafplätze geschaffen werden. Nahe des Eingangs stehen eine Waschmaschine und ein Kühlschrank, Gegenüber wartet ein Herd auf Benutzer.
Und die kommen bereits in dichter Frequenz: «Seit der Eröffnung sind wir gut ausgelastet», sagt Fritz Rösli, «wir scheinen mit unserem Angebot einem akuten Bedürfnis entgegen zu kommen.» Rösli sieht sich zufrieden um, zusammen mit Marianne Papst und Nora Born hat er den «Nachthafen» geplant und aufgebaut.
Offene Unterkunft mit klarem Zielpublikum
Mit seiner Kochnische, seiner Polstergruppe, den Spinds und den einfachen Betten präsentiert sich der Raum auf den ersten Blick wie die eingedampfte Version eines normalen Hostels. Doch diese Wahrnehmung entspricht nicht der Vorstellung seiner Initianten. «Hier sollen bevorzugt Künstlerkollektive übernachten können, die ausser dem Bedürfnis nach Schlaf noch erweiterte Ansprüche an einen Raum stellen», erklärt Marianne Papst. Der «Nachthafen» sei im Prinzip offen für alle, wer musizieren möchte, malt, tanzt, oder schauspielert ist hier aber besonders richtig.
Diese Ausrichtung haben die Macher des «Nachthafens» auch in die Konzeption der Lokalität einfliessen lassen: sämtliche Möbelstücke sind leicht verschiebbar, die Betten lassen sich mit wenigen Handgriffen aufeinander stapeln. So wird im Nu viel Platz geschaffen, den die Gäste dann ihren Bedürfnissen entsprechend nutzen können.
Das Warteck bot sich als Ort für dieses Projekt geradezu an. «Besonders für Bands, die spätabends im SUD auftreten sind wir eine attraktive Adresse», sagt Rösli, «aber auch Performancegruppen und Theaterleute aus den anderen Ateliers haben schon hier übernachtet.»
Flexible Preise
Pro Bett kostet die Übernachtung 40 Franken, wer den ganzen Raum mieten möchte, bezahlt 300 Franken. Die Preise sinken mit der steigenden Anzahl Übernachtungen. «In Einzelfällen bleiben wir aber flexibel», sagt Papst. Sprich: Die Rolling Stones würden hier sicher etwas mehr bezahlen müssen als die Gipsy-Band aus Rumänien mit bescheidener Gage.
Die Christoph Merian Stiftung und die Stiftung Bau & Kultur Basel halfen dem Projekt mit namhaften Beiträgen auf die Beine, bei der Inneneinrichtung profitierten die Macher des «Nachthafens» von Sachspenden. Seine Gestaltung verdankt der Raum allerdings der Initiativ- und Muskelkraft freiwilliger Helfer, Rösli, Papst und Born arbeiten auf unentgeltlicher Basis.
«Wir bleiben wandelbar»
Der «Nachthafen» scheint eine willkommene Ergänzung im Kulturkollektiv Warteck zu sein, zumindest dürfen die Initianten den unbefristeten Mietvertrag als Zeichen dafür interpretieren. Vorerst freuen sich Rösli, Papst und Born über den gelungenen Start und warten gespannt auf die weiteren Entwicklungen. «Wir bleiben wandelbar und müssen uns nicht längerfristig festlegen, der flexible Raum hat damit auch für uns etwas Gutes», sagt Rösli dazu.
Seine Flexibilität wird der «Nachthafen» am kommenden Freitag unter Beweis stellen. Dann zieht nämlich die Liste ein und der Raum wird zum Ausstellungsatelier umfunktioniert. Grund genug, sich die Innenarchitektur des ehemaligen Malzsilos einmal anzusehen.
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Die Liste findet statt vom 17. bis 21. Juni, mehr Informationen auf der Website der Messe.