Basels Traditionsgastronomie ächzt, doch junge Beizer mit kreativen Konzepten bringen Farbe ins Einerlei. Und: Abschottung, Abwehr und Angst vor dem Fremden bestimmen zunehmend die Politagenda – das ist gefährlich für die Schweiz. Dies & mehr in unserer Wochenausgabe.
Neue Wilde mischen Basels Gastroszene auf
Beim Gang durch die Grossbasler Innenstadt kann einem angst und bange werden. Gesichtslose Bars und Fastfood-Restaurants säumen die Steinenvorstadt. Alte Traditionshäuser wie «Brauner Mutz» und «Kunsthalle» sind in der Hand der Zürcher Systemgastronomen Bindella und Candrian – hielte Johnny Freeman mit seiner «Bodega» nicht die Stellung, das Gastro-Einerlei rund um den Barfüsserplatz wäre komplett.
Wirklich überraschend ist diese Entwicklung nicht. Seit den 1990er-Jahren erscheinen in regelmässigen Abständen Analysen, die den Trend zu Fastfood auf der einen und jenen der Edelgastronomie auf der anderen Seite prophezeien. Bereits 2005 warnte der Branchenverband GastroSuisse, dass vor allem die klassischen Beizer die Verlierer dieser Entwicklung sein würden.
Doch es gibt auch Lichtblicke. Dank Quereinsteigern wie Jérôme Beurret («Rhyschänzli», «Union») und initiativen Jungbeizern wie den Betreibern des «Gatto Nero» oder des «Nordbahnhofs» ist die Gastroszene heute so vielfältig wie nie. Aus Kostengründen entstehen die neuen interessanten Restaurants in den Aussenquartieren (St. Johann) oder im Kleinbasel, wo sich zum Beispiel entlang der Klybeckstrasse ein kleine, aber feine Gastromeile entwickelt hat.
Worin bestehen die Probleme der traditionellen Beizer, und was ist das Erfolgskonzept der neuen Wilden? «Erfolgreiche Restaurants haben fast immer ein klares Konzept, während Konzepte ohne Profil oft scheitern», sagt Maurus Ebneter vom Basler Wirteverband in unserem Wochenthema zur Basler Beizenszene.
Die Angst vor der Angst – und ein «Mittendrin» zum Thema Rassismus
Überbevölkerung, Zersiedelung und Dichtestress: Seit Monaten bestimmen Unbehagen und Angst die Agenda unseres Landes. Für die politischen Bedenkenträger und notorischen Schwarzseher sind nicht wir einheimischen EasyJet-Weekend-Touristen, Autofahrer und Häuschen-im-Grünen-Besitzer der Grund des aktuellen Unbehagens – sondern die Ausländer.
So viel Angst macht Angst. Und ein Ende ist nicht abzusehen. Auch nach dem 30. November nicht, wenn wir über die Ecopop-Vorlage und in Basel über die Integrations-Initiative abgestimmt haben. Die Zuwanderung werde die Politik über Jahre prägen, sagen Politologen. Schon immer schürten die Politiker Angst, wenn es an positiven gesellschaftlichen Visionen fehlte.
Eine solche Angstkultur sei gefährlich, denn sie lähme die Bürger, schreibt Georg Kreis in seiner Analyse der «Swiss Angst» und rät: «Entgegen der Meinung von Christoph B. sollten wir froh sein, dass es die Suisse Romande gibt.» Und wir sollten mehr über diese geschürten Ängste vor dem Fremden sprechen und auch die positiven Seiten der Migration thematisieren.
Die Aktion «Basel zeigt Haltung – für Offenheit und Fairness, gegen Fremdenfeindlichkeit» tut das. Am kommenden TagesWoche-«Mittendrin» vom 25. November werden sich in der Kaserne Basel (ab 19.30 Uhr) namhafte Vertreter der Aktion Ihren Fragen stellen, liebe Leserinnen und Leser.
Willkommen zu einer engagierten Diskussion!
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