Wochenendlich am Lac de la Gruyère

Es gibt sie noch, die unbewohnten Inseln in unseren Seen, die einen Hauch Mystik auslösen: zum Beispiel die Fahneninsel und die Insel Ogoz im Greyerzerland.

(Bild: Felix Keller)

Es gibt sie noch, die unbewohnten Inseln in unseren Seen, die einen Hauch von Mystik auslösen. Zum Beispiel am Röschtigraben. Wir haben die Fahneninsel und die Insel Ogoz im Greyerzerland besucht.

Auf der Fahrt in die Westschweiz überqueren wir auf der Autobahn von Fribourg Richtung Bulle verschiedene Viadukte. Unter diesen erstreckt sich – von den Durchreisenden unbeachtet – der grösste Stausee der Schweiz: der Lac de la Gruyère, unser Reiseziel.

Mit einer Länge von 13 Kilometern und einer maximalen Tiefe von 75 Metern schlängelt er sich durchs Greyerzerland, ein Naherholungsgebiet am Röstigraben mit vielfältigen kulturellen und kulinarischen Angeboten. Wir haben uns vorgenommen, die Geheimnisse im und um den Stausee zu erkunden.

Die Reise an den Stausee starten wir mit einem Halt an der Autobahnraststätte mit einer grandiosen Aussicht auf das Greyerzerland. Auf dem üppigen Grün der Wiesen weiden die schwarz-weissen Freiburger Kühe. Die malerischen Dörfer in der Ferne wirken wie kleine Farbtupfer in einer unberührten Landschaft. Viele Reisende decken sich hier mit den Milchprodukten der Region ein.

Unser nächstes Ausflugsziel ist La Roche auf der gegenüberliegenden Seite des Sees. Dieses Dorf am Fuss des Skigebiets von La Berra liegt direkt am See, auf dem an diesem schönen Tag viele Segler und Surfer von den guten Windverhältnissen profitieren. Wir fahren in den Hafen von Ogoz und lassen uns im Restaurant L’Unique kulinarisch verwöhnen. Die bewaldete Uferlandschaft fällt zum See hin steil ab.

Das Ungeheuer vom Greyerzersee

Im Hafen steigen wir in eines der beiden Boote des Vereins l’Ile d’Ogoz, das zehn Personen Platz bietet und uns zur Insel gleichen Namens führen soll. Zwei Boote mit den Namen «La Sterne» und «L’Ondine» sind im Besitz des Vereins, der sich für den Erhalt der Insel und ihrer Sehenswürdigkeiten einsetzt – und diese der Öffentlichkeit zugänglich macht.

Wir geniessen die Aussicht auf den Moléson, den imposantesten Berg der Region. Auch Greyerz mit seiner Altstadt ist aus der Ferne zu erkennen (wer mehr darüber erfahren möchte: unser Wochenendlich in Gruyère). Wir nähern uns einer sehr kleinen Insel mit einer Schweizer Fahne als Wahrzeichen. Dann legen wir bei der Kapelle der Insel Ogoz an.

Überreste der beiden mittelalterlichen Wehrtürme überragen die Kapelle. Auch Leute, die nicht schwindelfrei sind, können diese Ruine problemlos besteigen. Auf einem Lehrpfad werden die verschiedenen Epochen und Zeitalter gezeigt und erklärt.

Hinter der La Berra bilden sich dunkle Wolken. Wir steigen rasch ins kleine Schiff. Der See mit den sich ans Boot schmiegenden Wellen wirkt unheimlich. Vielleicht verbirgt er ein Geheimnis wie das Ungeheuer vom Loch Ness?

Ich erkundige mich beim Bootsführer. «Je vous montre le Ungeheuer», meint er mit ernster Miene. «Là, à gauche.»

Fast alle Deutschschweizer drehen sich nach links und sehen etwas Dunkles, Spitziges aus dem Wasser ragen. Blitz und Donnergrollen unterstützen den speziellen Augenblick. Im Frühling wird das sagenumwobene Geheimnis gelüftet, denn bei tieferem Wasserstand erkennt man deutlich: Es ist ein Fels.

Nächster Artikel