Wochenendlich im Malcantone

Seesicht, Berge, Reben, Stadtlandschaft, Natur bis zum Abwinken – im Malcantone kann man alles haben.

Eine wunderschöne Aussicht bietet sich vom Monte Tamaro. (Bild: zVg)

Seesicht, Berge, Reben, Stadtlandschaft, Natur bis zum Abwinken – im Malcantone kann man alles haben.

Das Tessin kann man ganz mondän mit Seeanstoss haben – in Lugano, Locarno und Ascona. Man kann es grandios und opulent haben – vom Monte Brè oder vom San Salvatore aus betrachtet oder gar vom neuen Resort Collina d’Oro oberhalb von Montagnola (wenn man die 400 bis 3000 Franken Kosten pro Nacht nicht scheut). Man kann es alpin haben – wie im Verzasca- und im Maggiatal oder im Centovalli.

Man kann auch alles haben: Die Aussicht auf den Luganersee, Kastanienwälder, Rebberge, Spazierwege, wunderschöne Wanderwege, Voralpengipfel, Natur und Ruhe. Wenn das für mich zusammenkommt, bin ich im Malcantone. Ein paar Tage zum Ausspannen. Ich bin am liebsten im Spätsommer/Frühherbst dort und am liebsten in der Höhe, in früheren Jahren in Bosco Luganese, neuerdings noch höher in Cademario. Beides ruhige (Nachbar-)Orte, geeignet, die Seele baumeln zu lassen. Ich geniesse die Aussicht auf den Luganersee in Richtung Italien, selbst die Flugzeuge, die in Agno landen, sind leise und scheinen zu segeln. Ich schaue den Trauben beim Reifen zu und freue mich auf den abendlichen Merlot, der nirgends so gut schmeckt wie in einem Tessiner Grotto oder einem der zahlreichen guten bis sehr guten Restaurants. Die Kastanienbäume wecken die Vorfreude auf die abendlichen Marroni-Tagliatelle oder den Miele di Castagne vom Frühstücksbuffet «meines» Hotels Cacciatori.

Bewegung auf Seehöhe – und darüber

Ach ja, bewegen kann man sich im Malcantone auch. Ganz gemütlich beim Ausflug an den See auf dem Halbinsel-Rundgang um den Monte Caslano: immer auf «Seehöhe», mit Blick auf die Collina d’Oro und dann auf das italienische Ufer mit Ponte Tresa. Oder ein wenig (aber wirklich nur ein wenig) anstrengender: der Rundweg von Cademario in den Nachbarort Arosio und zurück (mit einem halben Dutzend Wegvarianten). Oder nun wirklich etwas anstrengender: der Höhenweg vom Gipfel des Monte Lema (1600 Meter über Meer, erreichbar mit der Seilbahn von Miglieglia aus) zum Monte Tamaro (1900 Meter über Meer) und Richtung Alpe Foppa (Seilbahn nach Rivera). Auf diesem Weg liegt einem unentwegt das ganze Tessin zu Füssen – ein grandioser Panoramaweg.

Alle erwähnten Orte sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Cademario ist die «Endstation» einiger Buslinien, sodass die Versorgung dort dichter ist als an anderen Orten – aber man kommt von überall überallhin. Auch wenn man mit dem Auto flexibler ist und – wie wir Faulpelze – auch gerne mal einen Ausflug nach Lugano macht. Apropos Faulpelz: Das nächste Mal werde ich vielleicht auch die eine oder Strecke mit dem Velo angehen.     

  • Ausschlafen: Rund um den Lago di Lugano gibt es alle Kategorien und Preisklassen. Mein neuer Favorit ist das Hotel & Spa Cacciatori in Cademario: von übersichtlicher Grösse, familiär geführt (die Besitzerfamilie ist bei den Gästen), mit freundlichem Personal und einer hervorragenden Küche.
  • Auslaufen: Hunderte von gut ausgeschilderten Wanderkilometern am See, über dem See, auf den Bergen, durch die Reben.
  • Auslesen: Unbedingt mitzunehmen sind Erich Kästners «Briefe an die Doppelschätze», die er als Patient im Sanatorium bei Agra beziehungweise im dortigen Restaurant Gottardo schrieb, das es heute noch gibt und wo er auch Hermann Hesse traf.

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