Wochenendlich in Bath

Touristenmagnet und trotzdem lauschig: Bath erfüllt alle Vorurteile einer verwinkelten, kitschigen englischen Kleinstadt mit vielen Pubs. Und ist deswegen eine Reise wert.

(Bild: Stephan Pruss)

Touristenmagnet und trotzdem lauschig: Bath erfüllt alle Vorurteile einer verwinkelten, kitschigen englischen Kleinstadt mit vielen Pubs. Und ist deswegen eine Reise wert.

Bath, die Schmuckschatulle im Südwesten Englands, scheint verschluckt vom saftigen Grün der Landschaft. Erst auf einem der umliegenden Hügel erstreckt sich der Blick auf die gesamte Stadt. Bath zieht Touristen an wie ein Magnet Eisen, und doch gilt die Stadt noch als Geheimtipp.

Der Name der Stadt geht zurück auf die heissen Thermalquellen, welche die Römer vor rund 2000 Jahren ausgebaut hatten. Sie priesen das Wasser für seine heilsame Wirkung und spirituelle Energie. Die «Roman Baths» im Zentrum der Stadt sind heute noch ein Muss für Besucher – ein antiker Wellnesspalast, aufwendig verpackt, informativ präsentiert und unterhaltsam dargestellt. Gleich daneben ragt die Bath Abbey empor. Die gotische Abteikirche aus dem 12. Jahrhundert thront inmitten der Stadt. Auf ihren umliegenden Plätzen tummeln sich Touristen, Einheimische und Strassenmusiker.

Die Bögen von Bath

Der Fluss Avon schlängelt sich um die Innenstadt und fliesst die Stufen unter der Pulteney Bridge hinab. Kaum ein anderer Ort erfüllt die Stereotypen einer kitschigen englischen Stadt so treffend. Die Brücke ist natürlich ein Foto wert. Und auch eine Gelegenheit für eine Pause am Flussufer, bevor es weitergeht zu zwei weiteren Prachtbauten.

Ein gregorianisches Prachtbauwerk ist der Circus: Er spannt sich wie ein Ring um mächtige, dicke Platanen. Angeblich diente den beiden Architekten Wood (Vater und Sohn) das Kolosseum in Rom als Modell für die Wohnhäuser. Unweit davon entfernt steht ein anderes gebogenes Bauwerk: The Royal Crescent. Bei schönem Wetter lädt die Wiese im davorliegenden Victoria Park zum Entspannen, Picknicken oder Spielen ein.

Bath ist ein mondäner Ort, der schon in früheren Zeiten Berühmtheiten anzog. Die Schriftstellerin Jane Austen lebte hier. Zwar war ihr Verhältnis zu ihrem Wohnort eher gespalten, doch von den Bewohnern wird sie heute noch als eine der ihren verehrt. Davon zeugt auch das Jane-Austen-Zentrum, worin der Besucher in das Leben und die Werke der Autorin eingeführt wird. Das Zentrum selbst ist ein schmales Wohnhaus mit engen Fluren, das womöglich weder seine Bezeichnung noch den Eintrittspreis von acht Pfund verdient.

Unweit liegt der Solsbury Hill

Mit rund 90’000 Einwohnern ist die Stadt relativ überschaubar, besonders die Innenstadt präsentiert sich eher kompakt. Zwar gibt es rote Doppeldeckerbusse, die an London erinnern, doch wer einigermassen gut zu Fuss ist, wird diesen Bereich der Stadt nicht als herausfordernd empfinden. Das könnte sich ändern, will man einen Blick über die Stadt erhaschen. Denn der Aufstieg kann mitunter ziemlich steil sein. Der Blick vom Solsbury Hill, Prior Park oder Hill Top Walk auf die Stadt enthüllt Bath als architektonisches Juwel.

Und Juwelen ziehen an. Nicht nur Touristen, sondern auch die Gastronomie: Urige Pubs, kitschige Teehäuser, Restaurants mit lokalen und exotischen Küchen sowie Niederlassungen internationaler Ketten liegen wie ein eng geknüpfter Teppich in der Stadt.

Lohnende Umgebung

Wer mehr als zwei Tage Zeit hat, dem offeriert auch die Umgebung einige Sehenswürdigkeiten. Unweit der Stadt in nordöstlicher Richtung schlummern die Real World Studios: Eine 200 Jahre alte Wassermühle, die heute Peter Gabriel als Tonstudio dient. Richtung Westen trifft der Golfstrom auf die Britische Insel. Zu den mystischen Steinen von Stonehenge sind es nur 50 Kilometer. Und auf dem Weg dahin verschlucken die üppig grünen Hügel die Stadt. 

  • Müde: Übernachten in Bath strapaziert den Geldbeutel, besonders in edlen Hotels wie dem noblen, weiss-violett dekorierten «Francis» direkt am zentralen Queen’s Square oder auch im klotzähnlichen «Hilton» am Avon (Walcot Street). Auch für das schmalere Budget gibt es Angebote – sowohl in der Stadt als auch in Hanglage liegen Hostels und viele B&B.
  • Hungrig: Heimisch und international – das griechische Restaurant «Opa» (14 North Parade) und das indische Lokal «Rajpoot» (4 Argyle Street) bieten nicht nur hervorragende Speisen, sondern auch exklusives Ambiente in höhlenartigen Gewölben. Wer nicht reserviert hat, dem bleiben jedoch nur Fish and Chips.
  • Durstig: Jede Empfehlung würde einer ähnlich guten Lokalität Unrecht tun – trotzdem, «The Cork Bar» (11-12 Westgate Buildings) oder das gemütliche Ale-Lokal «Salamander» (3 John Street) sind gute Adressen.
  • Anreise: Der nächstgelegene Flughafen ist Bristol, wohin es aber keine Direktflüge ab Basel, sondern nur von Zürich oder Genf gibt. Alternativ kommen je nach Budget und bevorzugter Reisezeit alle Flughäfen Londons infrage, wobei Heathrow die grösste Nähe zu Bath hat. Von dort fahren Busse und Züge.

Nächster Artikel