Wochenendlich in Belfast

Wer Belfast denkt, denkt automatisch an Konflikte. In der nordirischen Stadt wurde aber auch die «Titanic» gebaut.

Das Gebäude von «Titanic Belfast» nimmt Umriss und Dimensionen des Ozean-Riesen auf. (Bild: Martin Stohler)

Wer Belfast denkt, denkt automatisch an Konflikte. In der nordirischen Stadt wurde aber auch die «Titanic» gebaut. Ein neues Museum erinnert daran.

Belfast ist eine lebenslustige moderne Stadt, die sich in vielem kaum von anderen Städten ihrer Art unterscheidet. Eine solche Feststellung könnte man als allzu banal abtun, hätte man es in jüngster Vergangenheit nicht auch schon anders gehört. Denn als im letzten Viertel des vergangenen Jahrhunderts der Konflikt zwischen Republikanern und Loyalisten eskalierte, gingen auch in Belfast Bomben hoch.

Die Gespenster jener Tage scheinen heute gebannt zu sein. Ihre Spuren sind allerdings nicht ganz aus dem Stadtbild verschwunden. Noch sieht man an bestimmten Punkten Mauerbilder, welche die Militanz loyalistischer Gruppierungen oder der Irish Republican Army verherrlichen. Und noch steht die Mauer, die während der «Troubles» zwischen katholischen und protestantischen Wohngebieten errichtet wurde. Doch wenn es heute bisweilen an einem historisch aufgeladenen Datum zu einem Zusammenstoss kommt, bleibt es in der Regel bei einem kleinen Scharmützel, und die Mauer ist heute vor allem ein Ort, an dem sich Touristen aus aller Welt verewigen.

Der Bau der Titanic

Mehr als ein volles Jahrhundert zurück führt uns ein Besuch des 2012 eröffneten «Titanic Belfast»-Museums. Hier erfahren wir alles über den Bau und den Untergang des gigantischen Ozeandampfers sowie die erfolgreiche Suche nach dem Wrack. Doch das ist längst nicht alles: Eingebettet ist dies in die multimedial aufbereitete Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Belfasts, das mit seinen Schiffswerften und deren Zulieferbetrieben seinerzeit eine eigentliche «Boom Town» war.

Das Gebäude, in dem das Museum untergebracht ist, gibt Gestalt und Dimensionen der «Titanic» wieder. Wie gewaltig diese waren, wird einem spätestens dann klar, wenn man in der Museums-«Werft» –  in einem «Sässelilift»  schwebend – den Arbeitern über die Schultern schaut.

Tee oder Guinness?

Verglichen mit der Betriebsamkeit, die in den Ausstellungsräumen heraufbeschworen wird, wirkt das Quartier rund ums Museum fast schon beschaulich. Dieser Eindruck ändert sich spätestens wieder, als wir zurück im Stadtzentrum sind. Hier pulsieren das Leben und der Verkehr, und unzählige Einkaufsläden laden zum Geldausgeben ein, etwa in der Gallery am Victoria Square, wo man selbstverständlich auch McDonald’s, Starbucks und Pizza Hut findet.

Wem dies zu hektisch wird, der kann einen Abstecher zum Stormont machen, dem Gebäude des nordirischen Parlaments, das sich inmitten eines grossen Parks befindet. Man kann sich aber auch einfach in ein Pub setzen und Tee trinken. Natürlich darf es auch ein Guinness sein. Das dunkle Bier aus Dublin wird in Nordirland nicht weniger geliebt als in der Republik – ja selbst im britischen Kernland steht es bekanntlich hoch im Kurs.

Ein filmischer Eindruck aus dem Titanic Belfast-Museum.

Nächster Artikel