Wochenendlich in Bugarach

Südlich von Carcassonne kann man Ufos oder dem Heiligen Gral nachjagen – zum Beispiel.

Wuhuu! Ob der Teufel einst auch die Ruine von Quéribus bewohnte? (Bild: Andreas Schneitter)

Südlich von Carcassonne kann man Ufos oder dem Heiligen Gral nachjagen – zum Beispiel.

Von Basel aus mit EasyJet runter nach Toulouse, mit der Bahn via Carcassonne weiter ins Städtchen Couiza an der Aude, dort für wenig Geld ein Auto mieten – und es warten wunderbare Herbsttage in den Corbières nördlich der Pyrenäen. Nach Osten dauert es 90 Minuten ans Mittelmeer, nach Westen kaum länger ins Zollfreiparadies Andorra, doch mittendrin in den grünen Hügeln, verbunden durch dünne, kurvenreiche Strassen und bebaut mit einigen wenigen alten Kirchen, Burgruinen und von der Sonne gelbgebleichten Bauernhäusern, warten grosse Dinge. Der Gral. Das Grab Maria Magdalenas. Rettende Ufos am Ende der Welt. Und guter Wein.

Hort der Esoterikfreaks und Verschwörungsfanatiker

Die Dörfer Bugarach und Rennes-le-Château haben in den vergangenen Jahren unter Esoterikfreaks und Verschwörungsfanatikern einen unschlagbaren Ruf erhalten. Aussteiger und Spiritualitätssuchende sind seit den Siebzigerjahren aus ganz Europa in die Region gezogen. Lange vor ihnen waren die Katharer schon da und haben ein mystisches Christentum gepflegt, das auf dem Scheiterhaufen endete, und noch älter sind die Spuren der Kelten – aber nun bevölkern Touristen die Dörfer.

In Bugarach gibt es den gleichnamigen Berg, aus dessen Innern sich am 21. Dezember 2012, dem prognostizierten Datum des Weltuntergangs, Ufos erheben und ihre Gefolgschaft mit ins rettende All nehmen sollen. Und in Rennes-le-Château hat der Mythos von der geheimen Nachkommenschaft von Jesus und Maria Magdalena seinen Anfang genommen, der später mit dem Bestseller «The Da Vinci Code» von Dan Brown Popularität errang.

All dem kann man in wenigen Tagen nachspüren. Die Kirche von Rennes-le-Château, Maria Magdalena gewidmet und von einem obskuren Dorfpfarrer zu Beginn des 20. Jahrhunderts umgestaltet, soll mit einer Teufelsstatue und verkitscht-opulenten Kreuzgangsszenen verdeckte Hinweise auf den Heiligen Gral, den Schatz der Templer oder das Magdalenengrab bereithalten.

Fantastischer Ausblick bis zu den Pyrenäen

Das frühere mondäne Pfarrhaus beinhaltet eine Ausstellung zu den ominösen Geheimnissen des Dorfes, und im Gartenrestaurant «Au Jardin» kann man unter schattigen Bäumen mit allerhand Schatzsuchern die neusten Verschwörungstheorien breitschlagen.
Dabei hat das Dorf auch seine natürlichen Reize: auf einem Hügel gelegen, hält es bei gutem Wetter einen fantastischen Ausblick über die Region bis zu den Pyrenäen im Süden bereit – und im Osten auf den Pic de Bugarach.

Der Berg ist tatsächlich ein besonderer Berg, oben eher flach denn spitz zulaufend und mit ausserordentlichen Felsformationen gekrönt. In gut zwei Stunden hat man ihn bestiegen, und auf dem Rückweg lohnen sich ein paar zusätzliche Kurven: zu den beeindruckenden Tiefen der Schluchten von Galamus, zu den Katharerruinen Quéribus und Peyrepertuse – und abends, vor Wein und Fleisch, ein Bad in den warmen Quellen von Rennes-les-Bains. Dass sich dort gut entspannen lässt, wussten schon die alten Römer. Auch die waren natürlich schon dort.

  • Ausschlafen: Ein altes Schloss, nun ein Hotel: das Chateau des Ducs de Joyeus in Couiza. www.chateau-des-ducs.com
  • Anschauen: Das Dorf Rennes-le-Château inklusive Magdalenenkirche. www.rennes-le-chateau.fr
  • Ausspannen: in den Thermalbädern von Rennes-les-Bains. www.renneslesbains.org
  • Anbeissen: Fleisch und Wein, viel und schwer, im Restaurant La Reine du Château. www.lareineduchateau.fr

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 28.09.12

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