Wochenendlich in Feldis

Après-Ski-Partys gibts in diesem Bündner Bergdorf keine. Dafür viel, viel Ruhe und Beschaulichkeit.

Nichts als weite Leere. (Bild: Karen N. Gerig)

Après-Ski-Partys gibts in diesem Bündner Bergdorf keine. Dafür viel, viel Ruhe und Beschaulichkeit.

Einmal tief durchatmen. Auf dem Sessellift hoch zur Mutta, dem Feldiser Hausberg, spürt man spätestens die Ruhe, die den kleinen Ferienort oberhalb Rhäzüns umgibt. Hier fährt nicht hin, wer Party machen oder jeden Abend nach dem Skivergnügen zur Happy Hour will. Das wäre auch gar nicht möglich – verfügt Feldis doch weder über eine Bar noch über ein Café – und gerade mal über drei Restaurants, die alle an die einzigen Hotels im Ort angegliedert sind.

Da ist zum einen das «Mira Tödi», eines der wenigen neueren Häuser im Dorfkern – und das auch nur, weil das alte, heimelige Hotel mit seiner Bäckerei, aus der es frühmorgens schon in weitem Umkreis nach frischem Brot duftete, vor 15 Jahren einem Brand zum Opfer fiel. Auch das Gasthaus Wildenstein verfügt über ein Restaurant, das vor allem traditionelle Bündner Speisen anbietet. Und schliesslich gibt es noch das «Sternahaus» am oberen Dorfrand, ein ökologisch geführtes Hotel auf Genossenschaftsbasis im ehemaligen Kinderheim, in dem man heute so weit wie möglich auf Bioprodukte setzt.

Der Grossteil der Feldiser Feriengäste wohnt allerdings in einem der vielen Ferien­häuser und kocht sich seine Mahlzeiten wohl selbst. Einkaufen kann man im Volg, der zugleich auch als Post fungiert, satte drei Stunden Mittagspause macht, aber inzwischen auch sonntags geöffnet ist. Andere Läden sucht man in Feldis vergebens, nicht mal einen Bankomaten gibt es im Dorf. Bei der Dame an der Volg-Kasse kann man aber immerhin mit der Postcard Geld abheben.

Überschaubare Skipisten

Die Luftseilbahn über den Hinterrhein hoch nach Feldis erklimmen deshalb vor allem wanderlustige Menschen und Familien – das Partyvolk bleibt unten, in Chur. Die Skischule ist immer gut ausgebucht, das Skigebiet mit einer roten und einer schwarzen Piste mehr als überschaubar. Vor dem Sessellift, der Skifahrer, Sonnenhungrige und Schneeschuhwanderer zur Mutta hochbringt, herrscht selbst am sonnigen Sonntag in der Hochsaison kein Gedränge. Und auf den Skipisten hat jeder mehr als genügend Platz.

Wer keine Lust auf Skifahren hat, der kann von der Mutta mit dem Schlitten die 400 Höhenmeter bis ins Dorf hinuntersausen oder auf einer kleinen Loipe seine Langlauffähigkeiten trainieren. Und wem das alles immer noch zu schnell geht, der sucht sich einfach einen der Winterwanderwege aus und setzt einen Fuss vor den anderen – ob in Wander- oder in Schneeschuhen ist egal. Man begegnet fast keinem anderen Menschen. Mehr Ruhe geht nicht.

Der schönste Weg ist eindeutig der Panoramarundweg oben auf der Mutta. In annähernd zwei Stunden umkreist man den Berggipfel und erhascht immer wieder einen schönen Blick hinab ins Tal, und auch das Bergpanorama muss sich nicht verstecken. Ringsherum ist nichts als Schnee und verschneite Tannen. Und von oben scheint die Sonne – was in Feldis ziemlich oft der Fall ist.

  • Anzapfen: Kafi Fertig oder Punsch mit Aussicht gibts auf der Mutta in der Skihütte Alp Raguta.
  • Anschauen: Das Bergpanorama.
  • Ausschlafen: Zum Beispiel im «Sternahaus».
  • Ausgehen: Mittwochs zum Lottospielen ins «Mira Tödi».

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 01.03.13

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