Wochenendlich in Luzern

Wo der Rhein Reuss heisst und das Birsköpfli Lido: Ein Sommerausflug nach Luzern.

Den Turm muss man nicht vorstellen. (Bild: E. Staub)

Wo der Rhein Reuss heisst und das Birsköpfli Lido: Ein Sommerausflug nach Luzern.

Man steht nicht am Wasser, wo einen der Fährimaa mit der Fähre abholt, sondern am Vierwaldstättersee bei der Anlegestelle der Schiffe. Diese fahren einen je nach Bedürfnis in kurzer Zeit beispielsweise ins Verkehrshaus mit seinem riesigen Filmtheater. Oder nach Vitznau, dem Ausgangspunkt der Zahnradbahn auf die Königin der Berge, die Rigi.

Was dem Bebbi die Mittlere Rheinbrücke mit dem Käppelijoch, ist den Luzernern die gedeckte Kappellbrücke aus dem 14. Jahrhundert. Der um 1300 erbaute, achteckige und über 34 Meter hohe Wasserturm davor ist laut City Guide das meistfotografierte Denkmal der Schweiz. Nach dem Bewundern der Bildtafeln mit Szenen der Schweizer- und Stadtgeschichte im Dach der Brücke sind wir schon bei der Fussgängerzone, welche uns den Stadtbummel erst richtig geniessen lässt. Hier am rechten Reussufer laden viele gute und gemütliche Bars und Restaurants zum kulinarischen Genuss. Weiter geht es durch die Gässchen der Altstadt mit Boutiquen, Schmuck- und Schuhläden.

Drama als Panorama

Am Ende der Fussgängerzone gelangt man links zum Löwenplatz. Nicht das gros­se Angebot der Fondation Beyeler, sondern nur ein einziges Gemälde erstaunt hier den Besucher des Bourbaki-Gebäudes. Das Panorama ist eines der letzten Riesenrundgemälde weltweit und erzählt vom Drama der aus dem Krieg heimkehrenden Bourbaki-Armee im 19. Jahrhundert. An der Grenze im schweizerischen Jura werden die müden und verletzten Soldaten durch die Schweizer Bevölkerung empfangen und mit Decken, warmem Essen und Getränken versorgt. Durch das realitätsnahe Bild und die Geräuschkulisse hat der Besucher das Gefühl, mitten im Geschehen zu sein. Sehr eindrücklich!

Etwas weiter hinten an der Zürcherstras­se gelangt der neugierige Besucher zum Löwendenkmal und an der Denkmalstrasse zum Gletschergarten. Der in den natürlichen Felsen gehauene Löwe wurde zum Andenken an die 1792 gefallenen Schweizer Soldaten in den Tuilerien in Paris errichtet. Gleich daneben hat man die Möglichkeit, im Gletschergarten über 20 Millionen Jahre Erdgeschichte zu erfahren. Neben dem Naturdenkmal sind noch ein Museum und das Spiegellabyrinth zu erkunden.

Pilatus und Promenade

Die müden Beine tragen uns dann zurück an die Promenade am See. Hier können wir auf einer der Sitzbänke vor dem Gang über die stark befahrene Seebrücke zurück zum Bahnhof ein wenig ausruhen. Beim Beobachten der vielen Schwäne, Enten und Blässhühner schweift der Blick zum Hausberg von Luzern, dem Pilatus. Darunter präsentiert sich dem Betrachter das von Jean Nouvel erbaute und 1998 eröffnete Kultur- und Kongresszentrum Luzern, kurz KKL genannt. Wer also noch aufnahmefähig und nicht zu müde ist, kann hier abends einen der 1840 Plätze belegen und so einem klassischen Konzert oder einem anderen Anlass folgen.

Im Rücken befinden sich, entlang dem Seeufer, die grossen, historischen Hotels, die ihre glanzvollste Zeit wohl zu Beginn des 20. Jahrhunderts erlebten. Ein behagliches Gefühl, notfalls ein Bett so nahe zu wissen …

  • Anbeissen: Ein Muss: Konditorei Heini mit den göttlichen «Rägetröpfli». 
  • Anschauen: Panoramabild im Bourbaki­museum, Gletschergarten und Löwendenkmal.
  • Anhören: Ins KKL für schöne Musik in schöner Atmosphäre.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 08.06.12

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