Wochenendlich in Nancy

Die Stadt in Lothringen war ein Zentrum der Renaissance und des Jugendstils – wohin man geht, stösst man derzeit auf die Spuren dieser Epochen.

Art nouveau im Musée de l'Ecole de Nancy. (Bild: Martin Stohler)

Die Stadt in Lothringen war ein Zentrum der Renaissance und des Jugendstils – wohin man geht, stösst man derzeit auf die Spuren dieser Epochen.

Bei schönem Wetter findet das Leben in Nancy in den Strassen und auf den Plätzen statt. Man sitzt vor einer der zahlreichen Bars und Brasserien und vergisst die Zeit. Die etwas schickeren, eher touristischen Etablissements liegen an der Place Stanislas (Unesco-Weltkulturerbe); in den Lokalen in der Shopping-«Meile» rund um die Rue Saint-Jean/Rue Saint-Georges ist alles etwas einfacher, aber umso gemütlicher. Dieser Teil Nancys mit seinen Läden und einer Markthalle ist am Samstag voller Leben. Am Sonntag geht es jedoch meist etwas ruhiger zu und her.

Mehr Betrieb ist dann im Parc de la Pépinière mit seinen zwei Brasserien und viel Grün. Scheint die Sonne, ist man im Park auch am Sonntag nicht allein.

Die Renaissance neu betrachtet

Natürlich geht das Leben in Nancy auch bei schlechtem Wetter weiter. Sollte es regnen, ist man in einem der Museen im Trockenen. Ihr Besuch lohnt sich aber auch bei Sonnenschein!

Zurzeit stehen ihre Ausstellungen unter dem Motto «Renaissance Nancy 2013». Das Musée des beaux-arts hat diese Vorgabe mit der Ausstellung «L’automne de la Renaissance: d’Arcimboldo à Caravage» umgesetzt. Hier wird uns zunächst gezeigt, wie Künstler am Ende des 15. Jahrhunderts sich durch Werke von Albrecht Dürer und anderen inspirieren liessen.

Danach erhalten wir Einblick in die Technik der Hofmalerei sowie die Darstellung der Natur und ihrer Wunder, wie sie seinerzeit auch in Kuriositätenkabinetten präsentiert wurden. Die Ausstellung endet mit Bildern von Caravaggio, Annibale ­Carracci und Rubens sowie einem Ausblick auf die Zeit der Gegenreformation.

Zentrum des Jugendstils

Weitere Aspekte der Renaissance beleuchten das Musée Lorrain («Un nouveau monde: naissance de la Lorraine moderne»), das Muséum-Aquarium («Corps en images») sowie das Musée de l’histoire du fer («Une idée, mille machines – de Leonardo da Vinci à Jean Errand»).

Auch ausserhalb der Museen stösst man in Nancy immer wieder auf Kunst und Geschichte. Die Stadt war seinerzeit ein bedeutendes Zentrum des Jugendstils. Wenn man ein wenig darauf achtet, entdeckt man an bestimmten Strassen Gebäude mit typischen Art-nouveau-Fassaden. Selbstverständlich ist der Art nouveau auch ein Museum gewidmet, das Musée de l’Ecole de Nancy. Es befindet sich unter dem Dach einer Jugendstil-Villa in einem hübschen Garten.

Zugegeben: Man kann sich das gar nicht alles an einem einzigen Wochenende ansehen. Das macht aber nichts. Denn Nancy ist mehr als eine Reise wert. Selbst wenn es regnen sollte.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 14.06.13

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