Wochenendlich in Palma

Reif für die Insel, aber keine Lust auf Ballermänner? Kein Problem: Palma bietet auch anderes.

Hübsche Gässchen... (Bild: Andrea Obrist)

Reif für die Insel, aber keine Lust auf Ballermänner? Kein Problem: Palma bietet auch anderes.

Es hat sich rumgesprochen, Mallorca ist wunderschön! Aber nur wenige Inselbesucher verbringen ein Wochenende oder gar ihren ganzen Urlaub in Palma, und das ist ein grosser Fehler. Barcelonas kleine Schwester ist es wert, beachtet zu werden. Ich gebe es zu, ich liebe «la Ciutat», deren Herz ruhig und stilvoll schlägt.

Dieses Wochenende ist Mädels-Wochenende ohne Terminplan. Nach einem kurzen Flug holen wir unsere fast leeren Koffer und ziehen im Eiltempo vorbei an nackten Bäuchen, einer Braut im Hochzeitkleid samt Brautjungfern und betrunkenen Vereinsausflüglern mit «lustigen» T-Shirts. Unser Ziel: Bus Nr. 1, der uns direkt nach Palma bringt. Das Gepäck verstauen wir im Hotel, und dann gehts los. Bewaffnet mit Kreditkarten und einer sehr, sehr langen Einkaufsliste.

Palma bietet alles, was das Herz begehrt: historische Sehenswürdigkeiten wie die gotische Kathedrale la Seu, das Wahrzeichen der Stadt, die wie eine Glucke über dem Meer thront. Sie wurde auf den Resten der maurischen Hauptmoschee erbaut. Inselrückeroberer Jaume I. hatte während eines Sturms auf hoher See gelobt, ein prächtiges Gotteshaus zu errichten, wenn er und die Seinen aus Seenot gerettet würden. Nach seiner glücklichen Landung und dem Sieg über die Mauren wurde 1230 der Grundstein gelegt. Auch die Banys Arabs aus dem 10. bis 11. Jahrhundert sollte man sehen – sie sind mit dem Arc de Drassanes im Königsgarten die einzigen Überbleibsel der Medina Mayurka, wie Palma damals hiess. Weiter das moderne Museu Es Baluard und das vom katalanischen Modernisme-Baumeister Lluís Domènech i Montaner erbaute Gran Hotel. Verwunschene Patios, verschlafene Gässchen, Restaurants und Läden, Läden, Läden. In Palma reiht sich von Escada, Yamamoto, Tony Mora über kleine Designboutiquen ein Geschäft ans andere. Falls Sie dem Shoppingwahn verfallen sind, willkommen im Paradies.

Wir starten an der Plaça de l’Olivar mit einem Abstecher in die Markthalle (7–14 Uhr), das muss einfach sein. Eingedeckt mit Gewürzen und Salz schlendern wir über die Plaça Mayor (mein Tipp: gehen Sie weiter und betreten Sie unter keinen Umständen eines der vielen Restaurants, es sind Touristenfallen) hinunter zur Plaça de Santa Eulàlia und genehmigen uns in der kleinen gleichnamigen Bar eine redlich verdiente Cerveza. Leider können wir nicht lange verweilen, die Zeit verrinnt und unsere Einkaufsliste ist noch lang. Wir ziehen weiter Richtung Passeig des Born zum «Rialto Living». Dieses Geschäft ist für mich eines der schönsten der Insel. In den alten umgebauten Theater- und Kinoräumen finden Sie auf über 800 m2 Stylisches für Haus und Mensch – von kleinen Deko-Artikeln und Accessoires über Naturkosmetika, Spielzeug, Geschirr, Gläser, Kleidung, Taschen bis hin zu Stoffen, Lampen und Möbeln.

La Lonja, einst wichtigste Handelsbörse des Mittelmeers, und das darum gelegene Viertel sparen wir uns für den nächsten Tag auf. Heute gehört das Viertel nicht mehr den Fischern und Händler, sondern den Galleristen, Designern, Restaurants und Bars.
Abens sind weder Party noch Konzert im «Sa Posada de Bellver» angesagt. Wir lassen uns deshalb im «Sa Roqueta» im Hafen von Portixol mit gegrilltem Fisch und mallorquinischem Wein verwöhnen. Danach ein Schlummertrunk an der Hotelbar des Portixol, und der nächste Tag kann kommen!

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 18.05.12

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