Im Zentrum der neu vereinigten Gross-Skiregion Arosa-Lenzerheide liegt das kleine und noch beschauliche Dorf Parpan.
«Die Schweiz hat ein neues Traumpaar – die Lenzer Heidi und den Gigi von Arosa.» Mit diesem humorigen Werbespruch für den Zusammenschluss der beiden Wintersportgebiete von Arosa und Lenzerheide zur aktuell grössten zusammenhängenden Skiregion Graubündens offenbart sich der Einfluss von Arosa, das mit seinem Humorfestival so etwas wie Comedy-Hauptort der Schweiz ist. Auf der anderen Seite steht Lenzerheide, das nicht wirklich hübsche Retorten-Grossdorf, das sich mit dem Ski-Weltcup-Finale immerhin etwas Glanz einverleibt hat.
Wer nun aber über die eben erst eingeweihte imposante Pendelverbindungsbahn auf über 2500 Meter über Meer vom Aroser Hörnli zum Unterfürggli hinüberschwebt, wer dann entlang der Weltcup-Abfahrtspiste zum Ziel der Rennstrecke runtersaust, landet nicht in Lenzerheide, sondern in Parpan. Wer sich danach mit dem Sessellift «Weisshorn Speed» oder der Rothorn-Gondelbahn wieder rauftransportieren lässt, schwebt in Richtung Parpaner Weisshorn und Parpaner Rothorn. Und wer vielleicht die Pisten auf der anderen, westlichen Talseite bevorzugt, stemmt in Parpan den Bügel des Proschieri-Skilifts ans Hinterteil.
Ungenanntes Zentrum der neuen Grossregion
Doch von Parpan ist in den Werbeprospekten der neuen Ski-Grossregion Arosa-Lenzerheide nicht die Rede, war es schon nicht, als es die Verbindungsbahn noch nicht gab. Auch Valbella, das zwischen Parpan und Lenzerheide liegt, teilt das Schicksal des Nicht-Genanntseins (obschon sich ein gewisser Roger Federer dort ein grosses Anwesen bauen liess). Ja, Parpan ist nicht einmal mehr eine eigenständige Gemeinde. Seit 2010 ist das Dorf nur noch Fraktion der neu formierten Gemeinde Churwalden.
Aber gerade das ist es, was Parpan zum lohnenden Wochenendtrip macht. Das Dorf ist ein beschauliches Refugium inmitten einer Gross-Skiregion. Natürlich gibt es auch hier Ferien-Appartmenthäuser. Diese bieten aber noch frische Luft und Aussicht, im Unterschied zu Lenzerheide, das an die vielbefahrene Durchgangstrasse gezwängt ist und so tut, als wäre es ein mondäner Ferienort. Die Hotels in Parpan kann man an einer Hand abzählen. Und es gibt sogar eine hippe Bar mit gestyltem Restaurant. Die angesagteren Orte aber liegen in Arosa und Lenzerheide.
Schmucker Dorfkern
Parpan hat dafür einen kleinen, schmucken Dorfkern mit einer hübschen spätgotischen Kirche und einem Schlössli aus dem 16. Jahrhundert. Dort, wo früher die Post war, ist jetzt ein Dorflädeli, das von Bäuerinnen geführt wird und in dem man wunderbares Kalbfleisch vom nahen Plantahof kaufen kann. Im Restaurant Tschugga gibts Raclette und Fondue mit Produkten der eigenen Käserei (der zwanzigminütige Fussmarsch rauf lohnt sich, zumal man nach dem Essen mit den hauseigenen Schlitten runterflitzen kann). Beim Zielschuss der Abfahrtsstrecke lockt die Wanner-Bar mit Wanner-Kaffi und wohltuend untirolischer Rockmusik. Und vor allem sind die Wege zu den Ski- und Sesselliften wunderbar kurz.
- Abfahren: Mit 225 Kilometern Pisten hat man die Qual der Wahl. Auf der Piste Safari/Riedboden beim Stätzerhorn hat man aber Platz, selbst wenn halb Zürich zum Skiausflug angereist ist.
- Ausruhen: Im unprätentiösen neuen Hotel Bestzeit, nur wenige Schritte vom Heimberg-Sessellift und Weltcup-Abfahrtsziel entfernt.
- Anbeissen: Fleisch vom offenen Grill über dem Après-Ski-Rummel im Restaurant Obertor.
- Anstossen: Ein Wanner-Kaffi in der Wanner-Bar.