Wochenendlich in Porto

Durch Portos reich verzierte Altstadt spazieren bedeutet viel Auf und Ab. Doch die Portugiesen verstehen sich auf gute Erfrischungen.

(Bild: Lukas Mannhart)

Durch Portos reich verzierte Altstadt spazieren bedeutet viel Auf und Ab. Doch die Portugiesen verstehen sich auf gute Erfrischungen.

Früher sagte man in Portugal: «Coimbra singt, in Lissabon vergnügt man sich und in Porto wird gearbeitet.» Doch die Stadt am Douro-Ufer, die etwa 220’000 Einwohner zählt, hat die letzten Jahre in Sachen Lebensqualität einiges aufgeholt. Unter anderem wegen zwei internationalen Grossanlässen (Europäische Kulturhauptstadt 2001, Fussball-EM 2004) wurden ganze Stadtteile restauriert und aufgewertet, ein modernes Nahverkehrssystem ist entstanden.

Der Spaziergang durch die Altstadt ist zwar anstrengend (ständiges Bergauf und -ab), bietet aber viel Abwechslung fürs Auge. Praktisch alle Kirchen und auch viele weltliche Gebäude weisen die für Portugal typischen Azulejo-Verzierungen auf, blau bemalte Kacheln mit Bildern von Heiligen und dem täglichen Leben. Ich beginne an der autofreien Einkaufsstrasse Rua de Santa Caterina. Bis ich das Ende der Strasse erreicht habe, habe selbst ich – als bekennender Shopping-Muffel – einige Läden besucht und mich neu eingekleidet.

Von dort geht es weiter zum Bahnhof São Bento, der vor allem durch seine wunderschönen Azulejo-Verzierungen in der Haupthalle besticht. Danach verschaffe ich mir einen Überblick über die Stadt, indem ich den Turm der Clérigos-Kirche besteige. Der Weg nach oben auf den Stufen der engen Wendeltreppe lässt mich zwar noch mehr ausser Atem kommen als das ständige Auf und Ab in den verwinkelten Altstadtgassen, der Ausblick über Porto, bei guter Sicht gar bis zum Atlantik, entschädigt jedoch für die Mühen.

Am Fluss

Von da aus geht es mit dem Bus (die Füsse mögen nicht mehr) hinunter nach Ribeira, einem Quartier am Douro. Auch das älteste Stadtquartier Portos erhielt in den letzten Jahren diverse Modernisierungsmassnahmen. Spektakulär dort vor allem der Blick auf die imposante Luis-I-Brücke. Es lässt sich leicht erahnen, dass diese von einem Schüler Gustave Eiffels konstruiert wurde.



Weil der Atlantik nur etwa zehn Kilometer entfernt ist, gehe ich nach Matosinhos etwas Seeluft schnuppern. Von Porto würde eine U-Bahn direkt dorthin fahren, einiges spektakulärer ist die Anreise mit dem Bus, erst entlang des Douro-Ufers, dann an der Küste des Atlantiks. Das Ortsbild von Matosinhos selber hat zwar nicht sehr viel Hübsches zu bieten, der Ausflug lohnt sich aber allemal, nicht nur der Anfahrt wegen. Matosinhos ist der wichtigste Sardinenhafen der Welt, ein Besuch der neu gebauten Markthalle gibt einen feinen Überblick, welches Getier sich im Atlantik tummelt. Die Ortschaft ist von vielen Fischrestaurants gesäumt, wobei die Fische direkt vor den Kneipen auf dem Grill zubereitet werden. Der frische Fisch lässt sich danach hervorragend bei einem Spaziergang entlang der Sandstrände des wilden Atlantiks verdauen.

  • Ausruhen: Im Hotel Santa Clara do Porto. Freundliches Personal, gute Lage, unschlagbare Preise.
  • Anbeissen I: O Valentim in der Rua Heróis de França in Matosinhos. Allerdings sollen in dieser Strasse alle Fischrestaurants gut sein.
  • Anbeissen II: Der Portugiese versteht sich in der Herstellung von Süsskram. Ich habe über zehn Pastelarias getestet und wurde nie enttäuscht.
  • Anhören: Fado-Konzerte jeden Montag und Dienstag im Jazz-Club Tribeca. Passend zur Musik des portugiesischen Weltschmerzes ein paar Gläschen Portwein kippen.

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