Islands Hauptstadt lockt mit Gammelhai, Walfischsteaks und beheizten Trottoirs. Die nördlichste Hauptstadt der Welt hat aber auch ein aktives Nachtleben.
Ein Wochenende in Reykjavik? Sehr wohl machbar, auch wenn von der Schweiz aus kein Direktflug angeboten wird. So machen wir halt einen Umweg via Frankfurt und gelangen ab da in knapp dreieinhalb Stunden in die nördlichst gelegene Hauptstadt der Welt. Fast zwei Drittel aller 300 000 Isländer leben hier, die Vororte mitgezählt.
Die kleine Innenstadt erscheint typisch nordisch, mit den vielen verschiedenfarbigen Häuschen. Man kennt das aus anderen skandinavischen Städten.
Kulinarische Vielfalt, Kultur und Geschichte
Dennoch hat Reykjavik seine Besonderheiten. Vergammelter Haifisch, Seehund oder Papageientaucher als kulinarische Spezialität? Kann man haben! Jedoch ist das Angebot weit vielfältiger. Lamm, allerlei Fisch, angefangen von der arktischen Forelle bis hin zum Walfischsteak oder Suppen sind aber die besseren Alternativen.
Wir machen uns auf den Weg und finden am Hafen die seit 2011 fertig gebaute Harpa. Ein modernes Kulturhaus mit einer Fassade aus Glas, die vierfarbig schimmert. Darin enthalten sind ein grosser Saal mit 1800 Plätzen und drei Säle für kleinere Aufführungen. Der Besucher staunt über die mit einem internationalen Preis ausgezeichnete Architektur und fragt sich, wie so ein riesiges Gebäude mit einem derart überschaubaren Stammpublikum rentabel betrieben werden kann.
Was solls, weiter gehts auf den im Winter beheizten Gehsteigen der Laugavegur, der Einkaufs- und Shoppingmeile der Stadt. Praktisch, so ein beheizter Boden, denn die sehr modebewusste Reykjavikerin will auch im Winter nicht auf ihre schicken Schuhe verzichten.
Am Ende der Strasse gelangen wir zum höchsten Gebäude Islands. Die Hallgrimskirkja ist eine von vielen Kirchen modernster Architektur. Auf 74 Metern Höhe hat man einen wunderbaren Blick auf die Stadt, das Meer und die Bergketten. Neben den vielen verschiedenen Museen, einem kleinen See in der Innenstadt und dem Haus, in dem sich 1986 Ronald Reagan und Michail Gorbatschow getroffen haben, findet sich hier auch eine Vielzahl von urgemütlichen Beizen und Kaffees.
Erst die Erholung, dann das Vergnügen
Hat man noch einen Tag länger eingeplant, ist ein Besuch der blauen Lagune empfehlenswert. Wie in einem Thermalbad kann man sich im angenehm warmen Wasser unter freiem Himmel entspannen und mit Schlamm sein Gesicht auffrischen, es hat gewirkt! Massagen, Sauna oder Dampfgrotten gehören ebenfalls zur modernen Wohlfühloase.
Reykjavik ist aber auch bekannt für sein schrilles Nachtleben. Beginnen tun es die Jüngeren im Auto! Man fährt im stockenden Kolonnenverkehr durch die Laugavegur, um sich für später zu verabreden, denn der Ausgang beginnt am Wochenende erst um Mitternacht und endet in den frühen Morgenstunden. Gefasst sein muss man dabei auf alles.
Und wenn man dann plötzlich inmitten eines stickigen Clubs von 60 Polizisten umringt wird, die gerade ein «Betriebsfest» feiern, ist auch das irgendwie typisch für Reykjavik.
- Anbeissen: Isländische Spezialitäten im Zentrum. www.restaurantreykjavik.is
- Anschauen: Harpa, Konzerthaus beim Hafen. http://en.harpa.is
- Ausspannen: Blaue Lagune, 40 Kilometer ausserhalb Reykjaviks, mit dem Bus zu erreichen.
- Auslaufen: Einmal rund um den See.
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 09.11.12