Wochenendlich in Rorschach

Am schönsten ist es in Rorschach am See. Ideale Reisezeit ist deshalb der Sommer – wenn man von der historischen Badhütte aus ins kühle Nass tauchen kann.

(Bild: Karen N. Gerig)

Am schönsten ist es in Rorschach am See. Ideale Reisezeit ist deshalb der Sommer – wenn man von der historischen Badhütte aus ins kühle Nass tauchen kann.

Früher, da sah man bei der Einfahrt in den Rorschacher Hauptbahnhof den See. Ein bisschen Seepromenade davor und eine grosse Trauerweide. Aber vor allem den Bodensee, der an dieser Stelle am breitesten ist. Heute steht da vor allem ein grosses Gebäude – ein Ableger des Montageunternehmens Würth AG. Dass dieses seinen Klotz ausgerechnet auf der einst öffentlichen Seepromenade hinstellen durfte, verstehen wir nicht ganz. Aber immerhin, so heisst es, schafft es Arbeitsplätze. Und ein wenig Kunst findet sich darin und darum herum auch noch, so wie wir das aus Arlesheim kennen.

Der Spaziergang dem See entlang hinein ins Städtchen lohnt sich an einem schönen Sommertag allerdings immer noch. Den Würth-Bau lässt man dann ganz einfach hinter sich liegen. Beim Seerestaurant kann man sich eine Glace gönnen, dann gehts weiter bis zum Hafenbahnhof. Gleich daneben steht das Wahrzeichen von Rorschach, das Kornhaus. Direkt am See, nur der Pedalo-Verleih hat sein Häuschen noch näher am Wasser. Ein gewaltiges Haus, dem man kaum ansieht, dass hier einst Getreide gelagert wurde. Heute ist es ein Museum, in dem vor allem Kinder auf ihre Kosten kommen. Im obersten Stock lockt eine Welt, in der man allerlei Wissensexperimente durchführen kann. Und auf dem Weg dahin kann ein Schatz gesucht werden, und man kann sich als Pfahlbauer verkleidet in einer passenden Hütte wohnlich einrichten oder in königliche Gewänder schlüpfen.

Veilchen im Schlossgarten

Diese finden sich in der Dauerausstellung zum Schloss Wartegg, einem Schloss aus dem 16. Jahrhundert, das eine Zeit lang Wohnsitz der Kaiserin Zita von Österreich war. Seit den 90er-Jahren ist darin ein Hotel beheimatet, und in Zitas alter Badewanne kann man noch immer baden. Ein Umbau, der sich gelohnt hat, wie man als Rorschacher Kind (wie ich eines bin) weiss: Denn ich erinnere mich nur zu gut, wie wir im verwilderten Garten rund um das verlassene Schloss Veilchen pflückten und auch manchen Unsinn anstellten… Heute jedenfalls ist der Garten gepflegt, und Biogemüse fürs hauseigene Restaurant wird angepflanzt.

Nun sind wir aber abgeschweift, deshalb zurück ins Kornhaus. Wieder raus an die Sonne, kurz die Bahngeleise und die Hauptstrasse überquert, und ins «La Vela» einkehren für einen italienischen Espresso und eine der köstlichen Leckereien aus der Vitrine. Am besten direkt an der Strasse genossen – bei dem lauten Verkehr fühlt man sich wie in Italien, und manchmal hupt ein Schiff laut, wenn es aus dem Hafen rausfährt. Man könnte nun eines davon nehmen und nach Lindau, Bregenz oder Friedrichshafen fahren. Oder man schnappt die Badehose und wandert noch ein bisschen weiter den See entlang bis zur Badhütte. Sie stammt aus dem Jahr 1924 und ist das einzig verbliebene Bauwerk ihrer Art am Schweizer Bodenseeufer. Zwar gibts in Rorschach auch ein Strandbad mit Pools und Rutsche – doch im See, da schwimmt sichs halt immer noch am besten.

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